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The Old Firm Casuals:
Holger Danske
Was`n hier los? THE OLD FIRM CASUALS, ist das nicht diese Oi!-Band von dem RANCID-Gitarristen Lars Frederiksen, denen schonmal der Grauzonen-Vorwurf gemacht wurde? Und sowas bespricht bierschinken? Ja. So isses.
Für alle die nicht im Thema sind, dieser Grauzonen-Vorwurf kam auf durch die auf Tour zustande gekommenen, gemeinsamen Auftritte mit recht unbekannten aber wohl fragwürdigen schottischen Oi!-Bands. Meiner Meinung nach wurde die ganze Geschichte damals heißer gekocht als gegessen. Doch ohne diesen Vorwurf jetzt hier entkräften zu können oder zu wollen, möchte ich meine Augen nicht vor dieser Veröffentlichung verschließen, sondern mir stattdessen mal anschauen, was der werte Herr Frederiksen hier fabriziert hat.

Zunächst einmal ein kleiner Rückblick: Die Liste der Fettnäpfchen in die Monsieur getreten ist, ist ungefähr so lang wie die Liste an großartigen Songs für die er sich (mit-)verantwortlich zeigt. Schon mit seinem ersten Solo-Projekt LARS FREDERIKSEN & THE BASTARDS hagelte es Vorwürfe wegen der sexistischen Albumgestaltung und Kritik auf das zur Schau gestellte Waffen tragen im Song Switchblade. Ungefähr 2011 ging es dann weiter mit den OLD FIRM CASUALS. Am Anfang gab es einen Haufen an Singles, die dann 2013 auf der Compilation For The Love Of It All zusammen gefasst und erneut veröffentlicht wurden. Darauf zu hören gab es gut gemachten, aber wenig überraschenden sondern stattdessen traditionellen Oi!, wie er hauptsächlich in den 80ern in Großbritannien gespielt wurde. Dabei auch Texte wie Doc Martens Dental Plan, für den mir der Humor fehlt und March On, bei dem mir für das "Support the Troops" Geseier jegliches Verständis fehlt. Nun gut, die Amis und ihre Liebe zu ihrer Armee... 2014 folgte mit This Means War der erste wirkliche Longplayer. Auf diesem fand sich mit Off With Their Heads wieder ein textlich fragwürdiger Track, der überspitzt eine angedeutete Befürwortung der Todesstrafe zumindest vermuten lässt. Hier verabschiedete man sich langsam vom traditionellen Oi!-Gewand und öffnete sich einem weiteren Feld. Mit den EPs A Butchers Banquet von 2016 und Wartime Rock 'n' Roll von 2017 verschob sich der Sound dann immer mehr in Richtung Rock. Textlich werden Ellbogenhiebe gegen Hillary Clinton, geldgierige Politiker und Firmen oder auch mal gegen den gottesfürchtigen und knarrenliebenden Amerikaner verteilt. Bei Sex Case (Wartime Rock`n´Roll) wird aber auch unmissverständlich klar gemacht, dass man keinen Platz für Vergewaltiger auf dieser Welt hat, wo wir wieder bei der bereits erwähnten Todesstrafe sind.

Mit Holger Danske gehen sie diesen Weg nun weiter und lassen mit diesem Album jede Konventionen, was den Sound betrifft, hinter sich. Hier findet der geneigte Hörer wieder AC/DC-Gedächnis-Rock wie bei De Emsomme Ulve, bei dem sich zu Beginn des Songs hörbar am Riff von Thunderstruck orientiert wurde. Oder bei Casual Rock'n'Roll, das sich stark nach ROSE TATTOO anhört. Sogar Ausflüge in die Welt des Thrash Metal werden mit Thunderbolt gewagt. Daneben gibt es noch breitschultriges Gebrüll wie bei Overdose On Sin und Traitor, das vermutlich Donald Trump gewidmet ist. Außerdem Streetpunk im typischen LARS FREDERIKSEN & THE BASTARDS Style bei Pendulum und Nation On Fire. Unterstützung beim Background Gesang, beim Piano und der Orgel gibt es hier und da von den INTERRUPTERS und RANCID-Kollege MATT FREEMAN.

Soviel zum Musikalischen, kommen wir zu den Texten. Eigentlich fallen bei mir schon beim Anblick des Covers alle Klappen zu. Wikinger sind doch nur was für bärtige Metal-Fans oder Live-Action-Rollenspieler! Hinzu kommt die runenartige Frakturschrift. Pfui, bah!
Den Aufhänger für den Albumtitel bietet wohl die namensstiftende Widerstandsgruppe "Holger Danske", der laut Booklet Lars Frederiksens Onkel angehörte und die als dänische Untergrundkämpfer im zweiten Weltkrieg gegen die deutschen Nazis kämpften. Benannt wurde die Truppe nach dem gleichnamigen legendären Volks- und Sagenheld, den man auf dem Cover der Platte findet. Die Widerstandskämpfer führten einen Kampf, für den es sich laut Frederiksen zu sterben gelohnt habe. Diese Aussage wird auch nochmal durch die im Booklet fett abgedruckte Passage "the Old Firm Casuals are unapologetically ANTI-fascist & ANTI-rascist" untermalt. Daneben finden sich in Traitor Sätze wie "you racist bastard, can`t wait till you fall". Während sich Songs wie Casual Rock'n'Roll und Get Out Of Our Way auf die Band beziehen oder Zombie eine klassisch, apokalyptische Zombie-Geschichte erzählt, wird es auch in den Songs Pendulum und Nation On Fire politisch. Da heißt es auf der einen Seite "we got a nation full of zombies" und "education for the highest bidder", aber auf der anderen Seite auch "is it a crime to love your country" (Pendulum). Immer wieder schwanke ich zwischen Zustimmung wie bei "it's a war between the rich & poor, the corporations and the working poor" (Nation On Fire) und Ablehnung bei Wikinger-Krams wie "take me to the ice and snow, where the warriors sing below, let their stories taught and told over the motherland".

Was ihr nun daraus macht, ist jedem selbst überlassen. Nicht vergessen sollte man bei dem Ganzen, dass viele Themen wie Todesstrafe, Waffenbesitz, Stolz auf die Armee in den USA ganz anders gehandhabt oder diskutiert werden als in Deutschland. Trotzdem sollten politische Ansprüche an die Musik oder den Punk den man hört, nicht darunter leiden und auch nicht unter dem Aspekt, dass hier ein Punk-Prominenter von den vielerorts geliebten RANCID am Werk ist. Bei mir bleibt zwar bei diesem Machwerk ein weniger bitterer Nachgeschmack als bei den vorherigen Alben. Die Songs Pendulum und Nation On Fire bilden hierbei für mich rein musikalisch die größten Highlights. Trotzdem stehe ich sowohl diesem als auch dem Gesamtwerk weiterhin kritisch und zwiegespalten gegenüber.
Peter 03/2019
Hörprobe:
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The Old Firm Casuals
Musikstil: Oi, Streetpunk, Punkrock, Rock
Herkunft: San Francisco, USA
Homepage: https://www.facebook.com/TheOldFirmCasualsOi/
The Old Firm Casuals - Holger Danske

Stil: Oi, Streetpunk, Punkrock, Rock
VÖ: 15.03.2019, LP, CD, Demons Run Amok Entertainment


Tracklist:
01. Get out of Our Way
02. Motherland
03. Pendulum
04. De Emsomme Ulve
05. Holger Danske
06. Casual Rock'n'Roll
07. Traitor
08. The Golden Fall Pt 1
09. Thunderbolt
10. Overdose on Sin
11. Nation on Fire
12. Zombie



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knox

14.03.2019 19:01
Die „Old Firm Casuals“ spielten im Sommer 2011 auf Ihrer Tour durch England, Irland und Schottland fast ausschliesslich zusammen mit Rechtsrock- bzw. Grauzonenbands. U.a. mit der Rechtsrockband „Pressure 28″, der RAC-Combo „On File“, stark rechtslastigen Bands wie „Control“, „Booze & Glory“, „The Warriors“, „Skingraft“, „The Black Marias“, „Citizen Keyne“, „Marching Orders“ oder auch den Grauzonencombos „Last Resort“ und „Gimp Fist“
Luis

30.10.2020 09:34
Das Grauzonen gelaber ist für mich ziemlich irrelevant.
Diese ganze Cancelculture hat nichts mehr mit der Musik an sich zu tun.

Super Album und super Band.

Coco
(Coco)
30.10.2020 09:45
Pressure 28 sind beispielsweise keine Grauzonen-Band. Das ist Rechtsrock! Und das darf man durchaus kritisieren, wenn Bands mit so etwas keine Berührungsängste haben.
Nobbi

09.11.2020 22:54
Booze & Glory ist eine "stark rechtslastige" Band. Aha. Bitte selbst recherchieren, und nicht irgend einen Oire Szene/Linksunten-Quark unreflektiert per copy/paste verbreiten...
HeulDoch

22.01.2021 08:11
Eigentlich fallen bei mir "schon beim Anblick des Covers alle Klappen zu. Wikinger sind doch nur was für bärtige Metal-Fans oder Live-Action-Rollenspieler! Hinzu kommt die runenartige Frakturschrift. Pfui, bah!"

Mimimimi

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