Auf diesen Comic war ich sehr gespannt. „Mondo Reverso“ wurde vom
Verlag Schreiber & Leser als überdrehter Genderbender Western angekündigt. Die Botschaft auf dem Einband lautet: „Wo der Westen wirklich wild ist, haben die Frauen das Sagen und die Männer häkeln Spitzendeckchen.“
Dominique Bertail und Araund Le Gouefflec drehen die Geschlechterrollen um, stecken Männer in Kleider, während die Frauen mit Colt und Cowboyhut in den Saloon einreiten. Eine spannende Prämisse, die konsequent umgesetzt wird: von den scheu im Fluss badenden „Hähnchen“ bis zum liebeshungrigen Gespielen, der sich nach der Ankunft der kühnen Gesetzesbrecherin sehnt. „Mondo Reverso“ zeigt so durch seinen Rollentausch im historischen Szenario einige Aspekte der Diskriminierung der Gegenwart auf. Viel Überspitzung ist dazu nicht nötig.
Im Zentrum der episodisch erzählten Parodie stehen Outlaw Cornelia und der entlaufene Hausmann Lindbergh. Wir begleiten die beiden bei ihrer Reise durch einen absurden Westen und begegnen dabei einer Pastorin auf Kopfgeldjagd, einem Eremiten, der früher mal eine Frau war und der gnadenlosen Bandenführerin Mumu, mit ihrem ganz speziellen Problem.
Grotesk, albern, deftig, clever. Der Humor hat viele Ebenen und ist dennoch nie um einen Slapstick-Witz verlegen. In Sepiatönen gehalten, erinnern die Bilder an alte Fotografien und wirken beinahe wie tatsächliche Zeugnisse des wilden Westen. Gleichzeitig vermittelt der visuelle Stil den Eindruck, als habe man es hier mit einem französischen Klassiker zu tun. Das Potential dazu, einer zu werden, hat dieser Comic allemal.