HGich.T:
Jeder ist eine Schmetterlingin
Bereits 1996 als Performance-Kollektiv an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste gegründet, macht die Gruppe um Personen wie DJ Hundefriedhof, Superminzi, Tutenchamun, opa16, Die Schöne Maike und vielen weiteren die Bühnen der Republik unsicher. Shows, wo man nicht weiß, wer jetzt zum Publikum und wer zur Band gehört, wo Bilder gemalt und Menschen geschminkt werden, Orte, an denen allein schon die Raumdeko beeindruckend ist (und auch schon mal vom Thekenpersonal wegen Gefahr entfernt werden musste!).
Auf Platte ist das dann wieder eine andere Kiste. Ich kann wirklich verstehen, wenn man diese Mischung aus experimentellem Goa-Gestampfe und absolutem Dadaismus nicht mag. Für mich jedenfalls wird das große Erfolgsalbum der Band "Mein Hobby: Arschloch" wohl immer unerreichbar bleiben. Zwar konnten auch Nachfolge-Alben immer wieder mit kleinen Überraschungen und großartigen Passagen aufwarten, bis jetzt konnte die Beklopptheit von benannten Album und in Teilen auch noch dessen unmittelbarem Nachfolger "Lecko Grande" aber nicht mehr getoppt werden. Das mag aber auch einfach daran liegen, dass ein Witz, der immer wieder erzählt wird, mit der Zeit eher nicht lustiger wird. Ähnliches gilt auch für HGich.T. Was vor ein paar Jahren noch komplett durchgedreht war und niemand so gemacht hat, wirkt heute schon fast konservativ und altbacken. Das geht schon beim Cover von "Jeder ist ein Schmetterlingin" los. Statt da irgendwas komplett Zusammenhangloses draufzupacken, gibt es eine Szene, welche ich ganz klar sofort mit HGich.T verbinden kann. Das ist irgendwie so, als würde eine Rockband eine E-Gitarre und Flammen aufs Cover packen. Auch sonst werden auf dem neuen Album viele alte Themen einfach nur nochmal warm gemacht. "S-Bahn", "Titteschön" und "Demo der Dämonen" bringen einfach kein neues Textfutter, sondern sind eher mal bessere mal schlechtere Versuche an den alten Stoff anzuknüpfen. Auch wenn letzteres mit feinster Metal-Gitarre aufwartet.
So, jetzt aber genug gemeckert. Das Was-auch-immer-HGich.T-da-gerade-machen tun sie auch immer noch ganz gut. Mit penetranten Wiederholungen und Goa-Gestampfe kurz vor der Schmerzgrenze kann die Generation Y auch heute immer noch gut Gehirnzellen töten. Da braucht man dann gar keinen Alkohol mehr, ein feines Glas Apfelsaft reicht da völlig, abgemacht? Apropos, der Song "Apfelsaft" ist tatsächlich schon sechs Jahre alt und viele der anderen Songs kann man sich auch schon etwas länger bei YouTube anhören. Haben HGich.T das Prinzip Album nicht verstanden oder scheißen sie ganz bewusst drauf?
Fazit: Gewohnt asozialer Dadaismus-Trash, aber leider nichts Neues.
Anspieltipp: dj18, Titteschön, Apfelsaft.