Der regelmäßige Leser dieser Seite wird es bereits wissen: Ich bin bekennender Fan von Zwakkelmann. Das
letzte Album habe ich bereits als das wohl beste Werk der Band um Schlaffke bezeichnet. Nun erscheint mit "Papa Punk" das achte Album mit 20 Tracks. Es sind 17 Lieder und drei kurze "Hörspiele" (alle sind keine halbe Minute lang) zu vernehmen. Das ist auch schon der einzige Kritikpunkt: Diese Einspieler hätte man sich getrost schenken können. Sie stören meiner Meinung nach eher den Fluss zwischen den Titeln. Geschenkt. Denn mal wieder werden ausschließlich Hits geliefert. Die Lieder "Ra-Ra-Ramones" und "Nashville Tennesse" dürften einigen schon bekannt sein, zu ihnen wurden Videos gedreht. Das sind gute Lieder, aber bei Weitem nicht die besten auf "Papa Punk". Mit "Notdurftverrichtungs-Zeitanalyse" (beim ersten Hören musste ich nicht schmunzeln, nein, lauthals lachen), "Schöngeistiger Zupfgeigenhansl" (endlich eine angemessene Kritik gegenüber diesen inflationären weinerlichen Songwritern ohne Humor) und "Ansage" (Zwakkelmann versucht bayerisch zu singen. Köstlich.) sind drei Songs dabei, die textlich einfach großartig sind. Wer darüberhinaus einen Song mit der Zeile "Du stinkst aus dem Maul wie ein Gulli" beginnt ("Lass mich in Ruh"), kann eigentlich gar nix mehr falsch machen. Also: Textlich schon mal 1 mit Stern. Doch auch die ernsteren Songs sind großartig: "Mehr als schön" ist wirklich mehr als schön schrammlig, erinnert fast an die ersten Tocotronic-Scheiben. Die "Etüde in z-Moll" kommt ganz ohne Text aus, der "Dubidubdub"-Refrain ist jedoch so ein gottverdammter Gute-Laune-Ohrwurm, herrlich. Sonst noch positiv hervorzuheben ist die Kritik an der eigenen Szene ("Punk-Buchhalter"), sowie die klare Positionierung gegen rechts ("Selbstverständlich", "Dumme Nazibraut"). Sehr schön finde ich auch noch "Momentaufnahme von dir" und "Miss Verständnis", wobei diese Songs tatsächlich eher in die poppige, fast schon schlagerhafte Richtung gehen. Das ist übrigens auch schon einer der beiden größten Unterschiede zum Vorgänger-Werk: Das war eher sperrig, man brauchte so 4-5 Hördurchgänge, bis die Songs richtig zündeten, da die langsameren, etwas komplexeren, Songs quantitativ die Überhand hatten. Papa Punk hingegen ist ab dem ersten Hördurchgang eine Hit-Scheibe. Die Lieder sind tendenziell wieder deutlich schneller und punkiger, schlichtweg eingängiger. Erinnert mich an die Frühphase (2. Album: Stubenrocker), nur dass diese Scheibe hier viel besser produziert ist. Der zweite Unterschied ist, dass diese CD noch etwas positiver/ optimistischer wirkt.
Was natürlich noch erwähnt werden muss: Im Booklet werden sämtliche Songs durch eine Geschichte miteinander verbunden. Das gibt nochmal einen Extrakreativpunkt und erinnert an das Konzept von Zwakkelmanns drittem Album "Vollhorst".
Ja, was kann man da zusammenfassend sagen: Vielleicht vereint Zwakkelmann auf "Papa Punk" sämtliche Stärken der mittlerweile über 15-jährigen Karriere. Mit "Stubenrocker" und "Entschuldigung" sicher das beste Werk, sowohl musikalisch als auch textlich. Uneingeschränkte Kaufempfehlung.