Zwanzig Jahre nach „300“ kehrt Frank Miller in die Welt seines Schlachten-Epos zurück und setzt seinen Entwurf der griechischen Mythologie fort. Oder genauer gesagt: er widmet sich der Vorgeschichte des persischen Gottkönigs Xerxes und der weiteren Geschichte von dessen Herrscherfamilie.
Die Verdienste des amerikanischen Zeichners und Autoren Frank Miller im Bereich des Comic sind allgemein anerkannt. Er erfand als 1981 die „Daredevil“-Antiheldin Elektra und zeigte fünf Jahre später in „The Dark Knight Returns“ neue Dimensionen der Dunkelheit im Superhelden-Genre auf. Von 1991 und 2000 lief die gleichermaßen erfolg- wie einflussreiche Hardboiled-Reihe „Sin City“ und 2015 erfolgte schließlich die Aufnahme Millers in die Will Eisner Award Hall Of Fame, die Comic-Ruhmeshalle. Doch in den letzten Jahren wurde es seltener, dass er den Stift in die Hand nahm.
„Xerxes“ ist der erste Titel in neun Jahren, an dem Miller selbst als Autor und Zeichner arbeitete. 2011 war das wütende, vom Vorwurf der Islamophobie getroffene „Holy Terror“ erschienen, dessen Botschaft Miller lange Zeit verteidigte, jedoch kürzlich
in einem Interview angab, es so heute nicht mehr zu teilen. Vorab die Entwarnung, er scheint es einigermaßen ernst zu meinen. Bei allen Stereotypen und einer Überhöhung von Heldenmut und Barbarei, ist „Xerxes“ kein rassistisches Hasswerk.
Stattdessen führt „Der Niedergang des Hauses Dareios und der Aufstieg Alexanders“, so der vielsagende Untertitel, zurück auf die bluttriefenden Schlachtfelder des antiken Griechenlands. Hauptfiguren sind Gottkönig Xerxes, dessen Vater und Alexander der Große. Dazu gibt es Krieg, Pathos und Posen. Die Handlung umfasst einen ungeheuren Zeitraum, und erzählt sich als Aneinanderreihung kurzer Ereignisse und Szenen. Wirkliche Spannung kommt dabei keine auf. Die epische Atmosphäre, die der Stoff verlangt, deutet sich nur selten an. In diesem sprunghaften Storytelling wirken die einzelnen Seiten plakativer Brutalität deplatziert und effekthascherisch.
Vermutlich kommt es auf die Erwartungshaltung an, mit der man diesen Comic liest. „Xerxes“ erzählt die Vorgeschichte zur Schlacht bei den Thermopylen. Und genau so, fühlt es sich an: wie ein Prolog. Wie die Szene, vor dem Vorspann.
Eingeschworene Fans erhalten mit der deutschen Ausgabe von
Cross Cult immerhin ein schickes, großformatiges Hardcover mit 112 Seiten.