Petrol Girls:
Cut & Stitch
"Cut & Stitch is a patchwork of different sounds, ideas and feelings. It’s the most experimental record we’ve made so far, both musically and lyrically".
Das kann ich so nur unterschreiben. Selbst für Petrol-Girls-Verhältnisse, die ja bereits auf vorherigen Veröffentlichungen durch kreatives Songwriting auffielen, ist "Cut & Stitch" nochmal ein Sprung in kalte und dunkle Gewässer. Besonders auffällig ist der hohe Sprechanteil, der sich auf dem Album finden lässt. So gibt es längere Intros, Interludes, aber auch mitten im Song wird sich teils Zeit für eine kleine Botschaft an den Hörer genommen. Das sorgt zwischen den sonst sehr druckvollen Songs zwischendurch mal für einen Ruheort. Außerdem wird so das Problem gelöst, dass bei lauter Strommusik die Messages gar nicht so selten hinter einer Wand aus Drums untergehen oder in einem Gitarrenriff versinken. Dies soll aber nicht heißen, dass "Cut & Stitch" generell ein ruhiges Album ist. Ganz im Gegenteil: Songs wie "The Sound", "No Love For A Nation" oder "Weather Warning" kicken ordentlich rein. Dazwischen gibt es aber immer wieder auch viel Raum für ausführliche Gitarrenmelodien und mehrstimmigen Gesang. Auch hier zeigt Frontfrau Ren noch mehr als auf den bisher erschienen Tonträgern, wo sie mit ihrer Stimme überall hin kann. Oft wird geschrien, mal geflüstert und mal sehr sanft eine einzelne Passage vorgetragen. Besonders gefällt mir, dass bei "Cut & Stitch" auch mal der Rest der Band ans Mikro gelassen wird. Vor allem die Stimme von Gitarrist Joe York ist eine Top-Ergänzung auf der Platte. Einfach nur großartig bei "Talk In Tongues". Passenderweise geht es in dem Lied auch um die Einbringung von "Männern" in den Feminismus. Womit wir auch schon bei den Texten wären. Es wird jetzt wohl niemanden überraschen, dass Petrol Girls sich weiterhin in erster Linie mit dem Thema Feminismus beschäftigen. Der Band ist es indes wichtig, den Aspekt nicht nur eng zu denken, sondern sowohl global (Umweltaspekte), als auch auf persönlicher Ebene (mentale Gesundheit) zu denken. Gerade diese persönliche Ebene spielt auf dem Album eine wichtige Rolle. So merkt man durchweg, dass sich nicht nur bei Ren, sondern auch beim Rest der Band eine Menge Wut, Verzweiflung, aber auch Hoffnungen auf eine langsam besser werdende Welt angesammelt haben. All diese Emotionen wurden nun kanalisiert und zu einer Collage verwoben, die auf den Namen "Cut & Stitch" hört.
Fazit: Petrol Girls entwickeln ihren Sound nochmal eine ganze Ecke weiter und weben aus ihren Gedanken und Emotionen ein starkes und sehr ausgereiftes Post-Hardcore-Album.
Anspieltipp: Weather Warning.