Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen:
Fuck Dance, Let's Art
Liga-Style ist ein guter Style.
Was auch sonst? Schließlich hat er sich bewährt. Warum etwas reparieren, wenn's nicht kaputt ist? Das fragt sich Sänger und Gitarrist Carsten und macht einfach dasselbe wie auf den vier Alben davor. Nur eben anders.
Diesmal beschäftigt sich die Liga unter Anderem mit dem Verschwinden einer Matratzen Concord Filiale, dem aufregenden Leben eines Spions, Billy Mitchums Gesichtsausdrücken und Selbstliebe.
Direkt im Opener wird dem Hartz IV Regime getrotzt und der letzte große Bohemien besungen. Die Liga kommt ihrem Bildungsauftrag nach und erklärt der gemeinen Hörerschaft auf ein Neues, wie es funktionieren kann, stilvoll den Bach hinunter zu schippern. STILVOLL wohlgemerkt, denn Stil wird hier groß und vor allen Dingen richtig geschrieben.
Was ein Leben in Rot mit purpurnen Blitzen sein soll weiß ich zwar nicht, aber die "bababaaahs" im zweiten Stück kriegen mich dann doch.
Thematisch wird die Zielgruppe im dritten Lied aber direkt wieder abgeholt. Es geht um Frustration, welche sich wie ein altes Hemd tragen lässt. Ein sehr gelungenes Bild, wie ich finde. Wer kennt nicht den wohligen Mantel der Frustration. Schon morgens zieht man ihn an. Das Frühstück, das Spiegelbild, der Kater, der Gedanke bis an mein Lebensende jeden Tag für Bierschinken arbeiten zu müssen... Frustration kennen wir ja echt alle.
Dem Losertum wird im vierten Song "Kronkorken auf dem Meer" Tribute gezollt. Alles ist wieder am Arsch, das ganze Leben in Trümmern. Dazu eine flotte Keyboardmelodie und ein unschlagbarer Beat, welcher richtig tief ins Tanzbein ragt. Erinnert mich sehr an den Rhythmus von Viola Wills Überhit "Get along without you now". Aber an den erinnert mich vieles was mir gefällt. Allerdings möchte ich auch nicht nur lobend über diesen Song schreiben, denn die Rolle des am Boden zerfetzten Vollversagers hat Friedrichs meines Erachtens nach schon ein paar Mal besser beackert. Ich frage mich was denn bitte nun schon wieder vorgefallen ist. Aber ist ja nicht meine Sache, wahrscheinlich ist es halb so wild.
Zum Glück findet der gewöhnliche Barde im folgenden Gassenhauer "Ich verlieb mich wieder in mich" schnell zurück zu einer gesunden Selbsteinschätzung. Kann mir den Song leider nicht so oft geben, da mir das Hundegebell-Sample im Refrain richtig auf den Sack geht. Dennoch schöne Trompete.
Anschließend ein eher uninspiriertes Instrumentalstück, aber ist halt der Titeltrack. Macht bestimmt Spaß den zu spielen und live kommen die Instrumentalstücke wirklich gut. Bestimmt auch dieser.
Zu überraschen weiß die Liga dann mit dem sechsten Song "Der glückliche Spion", in welchem die aufregende Story eines Ex-Spions erzählt wird, welcher beim Schnibbeln der Rosen im heimischen Garten zurück denkt an all seine Abenteuer in U-Booten und im Exil auf Martinique. Nur von einem treibenden Schlagzeug begleitet, hämmert sich der Text in die Gehörmuschel. Dann kommt die Orgel, der Bass und schließlich alles andere dazu. Solo, Peng, Ende! Das ist auf jeden Fall Musik.
Schon kommt der fröhliche Singalong "Der kleine Matratzenmarkt" um die Ecke geschlendert. Ach Hallöchen, wie gehts wie stehts? Na, ganz gut eigentlich. Wie kann es auch anders sein bei "Ma-Ma-Ma Matratzen Concord" Chören ala Ramones.
Danach noch die Fortsetzung des Spionliedes in Form eines weiteren Instrumentalstücks, was mich aber auch wieder nicht vom Hocker reißen möchte. Da klemmt die Handbremse irgendwie. Es ist gut gemeint, aber naja.. Ach, ich weiß doch auch nicht.
Das Lied über Robert Mitchum verläuft ähnlich. Ich kenne mich auch nicht mit diesem Protagonisten aus, also ist das eventuell einfach meine eigene Schuld. Kommt denn hier jetzt nichts mehr? Wo sind die großen Gefühle wie bei "Das Unglück bin ich" oder die Rekordohrwürmer wie in etwa "Der beste Zechpreller der Welt"?
Die kommen jetzt noch ALLE und zwar in einem einzigen, alles abreißenden Megahit. "Hässlich und faul, Musik und der HSV", der Rausschmeißer aus dem Album. Meine Güte, was ein grandioser Song. Dieser Hit vereint einfach alles, was die Liga zur viertbesten Band Hamburgs macht.. Oh, dieser Sound! Aber hört selbst.
Es ist vollkommen ok, die Gewöhnlichen zu lieben. Das sagten sie ja selber bereits auf dem letzten Album "It's OK to love DLDGG" und dann muss das ja stimmen. Mach dir also nichts vor: Du brauchst diese Twangs und Dangs und Streicher und Discobeats. Wenn Carsten Friedrichs ein bestimmtes "Let's Rock!" ins Mikro sagt, dann machst du das einfach.