Heinz Strunk:
Der Aufstand der dünnen Hipsterärmchen
Die Strunksche Offensive 2019 verlässt mit diesem Album endlich den Startblock. Erbarmt hat sich diesmal die beliebte Gaudipunkinstitution Audiolith und die dargebotene Musik passt auch wirklich gut ins sonstige Labelprogramm. Was erwartet die geneigte Hörerschaft auf der neuen Strunkplatte denn so? Nun, schwer zu sagen nach fünfmaligem Durchhören. Es flirrt und bummst aus allen Ecken wie bei einer kaputten Kaffeemaschine. Ich mach besser mal Track by Track:
Der Opener und zugleich Titeltrack. Mit einem Lied über sogenannte "Hipster" kommt Strunk auf jeden Fall ein wenig spät um die Ecke. ABER BESSER SPÄT ALS NIE WÜRD ICH SAGEN. Denn wie so oft fallen dem Meister dann doch noch einige Aspekte dieser menschlichen Gattung auf, welche noch nirgendwo sonst beleuchtet wurden. Handys in Nordkorea haben keinen Empfang und es gibt einen Hipster namens "der wixende Schatten". Ich werde Ausschau halten. Was ist Ziehgullband? Alles in allem reißt der Song jetzt aber nicht unbedingt die Wurst vom Teller. Das Wort "Hipster" schnell in Repeat vor sich hingesprochen ergibt allerdings einen schönen "Beat" ("HipsterHipsterHipster") mit Ohrwurmqualität. Ähnlich übrigens wie "Instanz" oder "Maschock" (Das Pokémon).
Besser hingegen gefällt mir schon der zweite Track. Ein Loblied auf das braune Gold. Eine wunderbare Schlacht der schönen Wörter. Lasst euch den "heißen Mokka" in den Schlund gleiten zu den lieblichen Klängen aus Heinz seiner Knödelflöte.
Und ab jetzt nimmt die Platte unglaublich an Fahrt auf. Die Single "Abgelaufen" ist einfach ein riesiger Hit. Vom Sound her nähert sich der Strunker immer mehr der Hamburger Künstlergruppe HGich.T an, wobei die ja eigentlich schon ein wenig wie ein Heinz Strunk Fanclub wirken. Das passt auf jeden Fall alles wie Arsch auf Eimer.
"Drohnen" gibt mir endgültig den Rest. Endlich beackert mal jemand die wirklich interessanten Themen. Nämlich diese scheiß Drohnen. Strunk erwähnt die heldenhaften Adler, welche aktuell ja noch versuchen die garstigen Drohnen in ihre Schranken zu weisen. Noch steht es eins zu null für den Vogel, aber Strunk weist auch nachdenklich darauf hin, dass sich das auch schnell ändern kann.
Und dann "Originals". Wirklich sehr gut gemachter Dancetrack. Es werden die Wings of Shit, der Heiland und das Privatballett Igor Schmidt erwähnt. Es geht um Originalität und Exklusivität. Das Thema scheint dem Künstler durchaus am Herzen zu liegen und geht auch direkt in das Meinige. Da sollte sich ein Jeder mal fragen, wann er oder sie eigentlich das letzte Mal die Originals inspiziert hat.
Hatte Heinz eigentlich schon mal über Saugetücher gesprochen? Ja glaube schon, aber so ausführlich wie auf dieser Scheibe wohl noch nicht. Eigentlich hat Strunk bisher immer abgeliefert. Muss gesagt sein. Hier wird sogar die Frage der Vergänglichkeit aufgeworfen als Strunk darüber sinniert, was wäre, wenn er mal alt ist. Hut ab auch für das geile Flötensolo, mit welchem der Hit ausklingt. Hört man das auf voller Lautstärke, kann man den Meister blasen hören. Es ist einfach arschaffengeil.
Danach noch der klassische Track über Strunks Crib. Lasst euch überraschen, das ist ne ganz besondere Butze.
Aber dann darf auch mal gedisst werden. Richtig alte Papas bekommen schön auf die Fresse. Hat sich auch noch niemand bisher dran gewagt, an das Thema. Strunk sagt was alle denken. Dafür kann man ihm eigentlich nur dankbar sein.
Nicht nur alte versauerte Speckbäuche in Gelée wurden von der Popmusik bisher vernachlässigt. Auch das 2012 auf Grund gestoßene Prachtschiff "Costa Concordia" geriet in jüngster Zeit leider leider in Vergessenheit, da sich so gar Niemand an das heikle Thema heranwagte. Damit ist nu Schluss, denn Strunk gibt ein rührendes, aber auch mahnendes Balladenwerk über die maritime Tragödie um Kapitän Schettino zum Besten. Schunkelgarantie.
An die deutscheste aller Quizshows hat wahrscheinlich auch lang kein Schwein mehr gedacht. Außer halt Günther Jauch und Heinz Strunk. Der Track "Wer wird Millionär" beleuchtet den gesamten Themenkomplex mal ganz sachlich. Dabei wagt es der Meister, mit einem Auge in Richtung Contemporary R'nB schielend, Jogi Löw ins Spiel zu bringen. Aber der war ja wirklich noch niemals beim Promispezial (?).
Im epischen Song "Deutsches Laub" setzt sich Poet H.S. mit seiner Beziehung zum Land "Deutschland" auseinander und benutzt dabei eine Bildsprache aus Bäumen, Wald und anderem Gesudel. Ich kann Deutschland auch absolut nicht leiden, konnte das aber noch nie so treffend ausdrücken wie Strunker. In der nächsten Diskussion zum Thema werde ich dieses Lied rezitieren. Warum Strunk das Album "Aufstand der dünnen Hipsterärmchen" genannt hat, scheint mir ungewisst, da in "Deutsches Laub" doch der viel schönere Titel "Im Eiergriff der Kaltmamselln" fällt. Aber das ist natürlich Ansichtssache.
So, zum Schluss noch ein Song über Wein, angelehnt an den Banger über Kaffee aus der ersten Hälfte der Platte. Da bekommt man direkt Brand.
Ich glaube "Aufstand der dünnen Hipsterärmchen" darf guten Gewissens als Klassiker bezeichnet werden. Gar nicht so schlecht!