Rauchen:
Gartenzwerge unter die Erde
RAUCHEN kommen aus Hamburg und veröffentlichen, nach der in allen Hochglanz-Illustrierten und Szene-Gazetten wohlwollend besprochenen „Tabakbörse“-EP von 2018, dieser Tage den ersten Langspieler, welcher sich grob in die Hardcore-/Punk/“Power Violence“-Schublade absortieren lässt.
RAUCHEN sind so eine Band, die ich wirklich gerne gut finden möchte, weil:
…die Songs alle so schön kurz sind, sich nicht mit Schnörkeleien aufhalten und immer zielsicher die musikalische Faust in die Kauleiste der Hörerschaft zu drücken vermögen.
…sie eine Frontfrau haben. (Anmerkung: JA, leider (!) ist es immer noch nötig, das Geschlecht einzelner Bandmitglieder hervorzuheben, da sich auf den großen und kleinen Bühnen immer noch zu 95% rein männlich besetzte Musikgruppen die Klinke in die Hand geben. Warum das so ist, möge sich die geneigte Leserschaft im Selbststudium erschließen. Bis dahin: Gleichberechtigung auch auf Punkrock-Bühnen, bitte!)
… es inhaltlich (sofern verständlich) der Normalo-Deutscher-Michel-Macker-AfD-Gesellschaft an den Kragen geht. So liebt die Bierschinken-Redaktion ihren Punkrock einfach <3
Dies gesagt, muss ich leider bekennen, dass mich der Langspieler von RAUCHEN nicht überzeugen kann. Die Songs sind zwar wunderbar kurz (10 Songs in 12 Minuten sind fast schon Loser-Youth-Niveau), das Instrumentarium spielt die Hardcore-Kante auch schön auf den Punkt und ist per Verknappung auf das wirklich relevante Song-Konstrukt herunter gebrochen. Knüppel zwischen die Beine halt. Leider fällt die Scheibe am Gesang/am Geschrei. Während man bei den ersten 2-3 Songs noch „Woah, richtig schön giftig, dieses Gekeife!“ denkt, stellt sich sehr schnell eine ziemliche Eintönigkeit ein, irgendwie klingt auf Grund des Gesangs der letzte Song wie der vorangegangene, die Texte sind zwar mit genauem Hinhören stellenweise zu verstehen, bleiben aber einfach nicht haften, Gesang lässt dadurch Ausdruck oder Vielfalt vermissen. Wenn man am Mikro durchgehend Kette gibt, läuft man Gefahr, stimmlich in einer recht begrenzten Frequenz-Reichweite hängen zu bleiben, so wie hier zum Beispiel. Das klappt bei 4 Songs vielleicht ganz gut, bei einem Langspieler wird das schnell langweilig (selbst bei einer Gesamtspielzeit von 12 Minuten).
Schade, ich hätte es gerne geil gefunden!