Grade 2 sind hier bei bierschinken noch ein komplett unbeschriebenes Blatt, weder gibt es eine Rezi ihrer bisherigen Alben noch einen Konzertbericht. Dabei hat die seit dem Teeanageralter zusammen spielende Band bereits mit
Mainstream View (2016) und
Break the Routine (2017) zwei Longplayer sowie drei Singles beziehungsweise EP´s draußen. Zudem ist 2015 noch eine Split-EP mit der tschechischen Band SAINTS & SINNERS erschienen. Daneben betourten die drei Briten Sid Ryan (Bass/Vocals), Jack Chatfield (Guitar/Vocals) und Jacob "Stix" Hull (Drums) aus Ryde, das auf der Isle of Wight liegt, schon ausgiebig das englische Festland, Europa und die USA.
Produziert wurde das neue Album von Tim Armstrong, an den sie durch die Empfehlung seines Bandkollegen Lars Frederiksen gelangten. Selbiger nahm sie auch gleich auf sein Label Hellcat-Records, auf dem das Album erscheint. Kein Wunder, man höre sich nur mal
Pubwatch von der Platte
[Break the Routine an. Dass man damit dicke Fische angeln kann, wundert mich nicht. Nicht nur Tim Armstrong half beim Schreiben einiger Stücke, was man nicht ausschließlich aber am Deutlichsten bei dem Richtung Northern Soul / Ska schielenden und stark nach RANCID und THE CLASH klingendem
Look Up hört, auch Jesse Michaels von OPERATION IVY schaute im Studio vorbei. Bei besagtem Song kamen, wie ich im
Interview erfahren habe, außerdem Kevin Bivona (THE INTERRUPTERS) an den Tasteninstrumenten und an den Bläsern Ruben Durazo (VOODOO GLOW SKULLS, TRANSPLANTS) und Marc Bush (ebenfalls VOODOO GLOW SKULLS, MAD CADDIES) zum Einsatz. Große Namen mit großem Talent, die da unter die Arme gegriffen haben! Dass daraus im Endeffekt eigentlich nur eine gutes Album resultieren kann, ist eigentlich schon fast klar. So ist es dann auch geschehen und alle 12 Songs von
Graveyard Island sind ausnahmslos richtig gute Punkrock/Streetpunk -Kracher geworden. Stellenweise erinnern sie mich mit ihren oft kurz und knackigen Songs an die Schweden von VOICE OF A GENERATION, oder auch, gerade was den Gesang während der Strophen angeht, an eine der Urväter des Streetpunks und zwar SHAM 69 (in den frühen Jahren, als sie noch mit Jimmy Pursey unterwegs waren) und andere alte englische Punkbands. Jedoch gibt es auch genügend Reminiszenzen zu einer "jüngeren" Band und jenes ist natürlich, wie soll es bei dem Produzenten auch anders sein: RANCID. Eigentlich unüberhörbar bildet sich das bei der flotten Klatsche
Murder Town und dem fröhlichen
Look Up ab. Bei letzterem wartet man schon fast ungeduldig darauf, dass die murmelnde Stimme des RANCID-Frontmanns ertönt. Was aber nicht passiert, denn das Album kommt ohne ein stimmliches Feature von Tim Armstrong aus. Nicht dass es das unbedingt gebraucht hätte, die Songs sind auch ohne sie gut, trotzdem hätte ich mich über eines gefreut. Ich höre diesen Kauz einfach immer so gern brabbeln. So muss man sich mit dem Wechselgesang von Sid und Ryan begnügen, die mit feinster englischer Note und zumeist sehr aggressiv ihre Texte zum Besten geben. Gesungen wird dabei in den meist auch sehr prägnanten Texten über die Lügen der Regierenden (
Tired Of It), totaler Überwachung (
On the Radar) aber auch Beobachtungen aus dem örtlichen Pub (
Don`t Look Back) oder dem Arbeitsamt (
J.S.A.). Dabei kann man nun mal wieder die alte Floskel von der Neuerfindung des Rades heran ziehen, aber trotzdem konnten mich alle Songs auf Anhieb begeistern und verlieren auch nach mehrmaligem Hören immer noch nicht ihren Glanz. Richtig gut gefallen mir dabei
Tired Of It,
Look Up,
Murder Town und nochmals besonders hervorzuheben
Graveyard Island. Eingetütet wird das Ganze dann durch die gute aber nicht zu glatte Aufnahme und das schlichte aber zeitlose Artwork. So dass der Wunsch der Band, dass dieses Album den Test der Zeit bestehen mag und dass sie auch noch in entfernter Zukunft zufrieden auf ihr Werk zurück blicken können, sicher in Erfüllung gehen wird!
Abschließend bleibt nur noch zu sagen, dass dies eine der Neuentdeckungen des Jahres 2019 (ich kannte vorher lediglich einen einzigen Song) für mich ist und gleichzeitig eines der Top-Alben des Jahres. Guter Old-School-Punkrock, der ohne im Trend liegende Synthie-, Post-, oder Wave-Einflüsse auskommt und trotzdem nicht altbacken daher kommt.
Wessen Interesse geweckt wurde, der kann ja noch ins
Interview, das ich mit der Band geführt habe, reinschauen!