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The Menzingers:
Hello Exile
Die Menzingers sind wieder da, obwohl sie eigentlich gar nicht wirklich weg gewesen sind! Nur zwei Jahre nach "After the Party" geht es nun mit "Hello Exile" weiter. Beim Hören dieser Platte stellt sich mir schnell die Frage, ist dies nun Punk von Erwachsenen für Erwachsene oder sind sie dem Genre nun gänzlich entwachsen. Ähnlich wie sich Bands wie AGAINST ME! und GASLIGHT ANTHEM entwickelt haben. Wie schon immer seit der Gründung der Band, was ungefähr auf das Jahr 2006 zu datieren wäre, stellen sie auch hier wieder unmissverständlich ihre Qualitäten als Songwriter und Geschichtenerzähler unter Beweis. Um genau zu sein, sogar noch um einiges mehr als bisher. Damit rücken sie nun auf in den Reigen der großen amerikanischen Musiker, wie zum Beispiel den ebenfalls von der Ostküste stammenden BRUCE SPRINGSTEEN.

Schon mit dem Opener America (You`re Freaking Me Out) startet das Album sehr stark. Der die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in den USA anprangernde Song, ist mit seinen mitreißenden Gitarren der mit Abstand wütendste auf Hello Exile. Greg Barnett besingt hier die Liebe aber auch die Wut, die ihm ein Blick auf sein Land beschert. Danach wird es schnell differenzierter. Es gibt Geschichten vom Leben im "Rust-Belt" der großen Städte der USA zu hören (Strawberry Mansion), Anna erzählt vom Vermissen einer verflossenen Liebschaft und Nächten voller billigem Wein, High School Friend vom älter werden und von einem durchaus melancholischen Blick zurück und somit, wie schon auf dem Album After the Party, aus dem Leben eines nun über 30 Jährigen. In diese Thematik kann ich mich, aus dem Grund mich in der selben Lebensphase zu befinden, sehr gut einfühlen. Unweigerlich und unvermeidlich befindet man sich auf einmal in einem Alter, in dem man sich fragt, wann und wo das noch vor kurzem so unbefangene und vielleicht sorglose Leben und so manche langjährige Freundschaft auf der Strecke geblieben sind. Das gleiche Thema wird auch nicht minder melancholisch in Farewell Youth wieder aufgegriffen und auch das andächtige und langsame I Can't Stop Drinking spielt dort mit hinein. Hier will die Band, nach den zahlreichen Songs über Partys die in der Vergangenheit geschrieben wurden, damit aufhören, jenes gänzlich zu beschönigen und auch mal die ernste Seite an exzessivem Partytreiben und Alkoholkonsum aufzeigen. Auch hier fällt es mir nicht schwer, mich in den Song hinein zu finden. Jede/r sich ungefähr in meinem Alter befindende Mensch, der sich lang genug in der Punkszene aufgehalten hat und sich oder sein Umfeld ein wenig reflektiert betrachtet hat, dem sollte das in dem Song besungene eigentlich nicht allzu fremd sein. Deutlich ruhiger aber nicht minder intensiv wird es dann bei Last To Know und beim Titeltrack Hello Exile, bevor das Tempo mit Strawberry Mansion und London Drugs nochmal kurz etwas angehoben wird. Am Schluss beim Refrain von Farewell Youth kann ich einfach nicht aufhören an THE KILLERS und ihr "are we human or are we dancers" zu denken, was mir den eigentlich sehr guten Song ein ganz klein wenig vergrämt.

Insgesamt gesehen bilden America (You're Freaking Me Out), High School Friend und Last To Know zusammen für mich das Herz des Albums, während alle anderen Songs als daumendicke Venen fungieren, die dieses pulsierende Herz mit Blut versorgen. Das Plasma dieses Blutes das hier strömt und das Herz zum schlagen bringt, besteht zu gleichen Teilen aus Enttäuschung und Verzweiflung, aber auch aus Melancholie, Liebe und Zuversicht. Die restlichen Zellen dieser Körperflüssigkeit werden durch mitreißende und zum Verlieben schöne Gitarren-Melodien gebildet. Ohne dass die Musik hierdurch so schmalzig wie das von mir gerade Geschriebene wird.

Wenn das nun der Eingangs erwähnte Punk für Erwachsene sein soll, dann soll mir das durchaus recht sein!
Zusammenfassend, um mal einen Strich unter diese vielen Worte zu ziehen, die durch Zeilen geschwängert wurden die ich an anderer Stelle schon so ähnlich gelesen habe (Hallo Herr Weiffen vom OX), ist dieses Album einer immer weiter gereiften Band, eine der besten Veröffentlichungen dieses Jahres in diesem weiten Feld des Punkrock. Auch wenn es nicht wirklich in jedem Fall den Attributen entspricht, die man mit dieser Musik verbindet. Ich zumindest werde den Songs und den in ihnen enthaltenen Geschichten auch in Zukunft bestimmt noch öfter lauschen.
Peter 11/2019
Hörprobe:
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The Menzingers - Hello Exile

Stil: Punkrock, Rock
VÖ: 04.10.2019, LP, CD, Epitaph Records


Tracklist:
01. America (You're Freaking Me Out)
02. Anna
03. High School Friend
04. Last To Know
05. Strangers Forever
06. Hello Exile
07. Portland
08. Strain Your Memory
09. I Can't Stop Drinking
10. Strawberry Mansion
11. London Drugs
12. Farewell Youth

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