Stiff Little Fingers:
Live And Loud (ReRelease)
Dieses Jahr war ein gutes Jahr, was Rereleases betrifft. Viele gute bis teilweise essentielle Platten, die in keiner Punk-Plattensammlung fehlen dürfen, wurden wieder neu aufgelegt. Spontan fallen mir da Turbonegro - Ass Cobra und Apocalypse Dudes, Crass - The Feeding of 5000, Dead Kennedys - Bedtime for Democrazy, D.I. - Horse Bites, Dog Cries, T.S.O.L - The Sounds Of Liberty und, was den deutschsprachigen Bereich anbelangt, die beiden Novotny TV Alben, sowie die ersten zwei Alben von den Ärzten ein.
Das Rerelease, um das es hier eigentlich gehen soll, ist die Live & Loud von Stiff Little Fingers. Eine Band, die sich ihren Kultstatus zurecht verdient hat.
Kaum ein Best-of-Sampler der die frühe Phase des Punk abdeckt, kommt ohne ein paar ihrer Hits wie Alternative Ulster, Nobody's Heroes, Barbed Wire Love und Suspect Device aus. Folgerichtig finden sich all diese Songs auch auf dieser Live-Aufnahme, die am 7. Dezember 1987 im National Ballroom in Kilburn auf der "Go For It Again" Reunion-Tour aufgenommen wurde. Hierbei handelt es sich somit um Songs aus der Zeit, als die drei besten und wichtigsten Alben (Inflammable Material, Nobodys Heroes, Go for it) der Nordiren entstanden sind. Neben den gerade erwähnten Liedern finden sich noch einige andere wirklich gute Songs wie Johnny Was (im Orginal von Bob Marley), dem Beastie Boys Rip Off No Sleep Till Belfast, Gotta Getaway und Tin Soldier auf der Platte, so dass eigentlich jeder Fan glücklich gestimmt sein sollte, was die Songauswahl betrifft . Nicht unerheblich ist bei einem Live-Album ja auch immer die Soundqualität, die ist hier natürlich nicht lupenrein, aber bewegt sich im oberen Bereich der Hörbarkeit.
Über die Sinnhaftigkeit von Live-Alben an sich kann man mit Sicherheit lange Diskussionen führen. Manche sind wichtige Zeitzeugen und protokollieren die Bühnenqualitäten einer Band allgemein oder in einer bestimmten Zeit ihres Bestehens (z.B. Slime - Live in den Pankehallen, The Clash - From here to Eternity, Die Ärzte - Wir wollen nur deine Seele, Die toten Hosen - Im Auftrag des Herrn, Ramones - It's alive, NoFX - I heard they suck live). Viele andere sind so sinnfrei wie ein Arschloch im Ellenbogen und dienen wahrscheinlich nur dazu, der jeweiligen Band die Taschen zu füllen und dem Fan und Käufer als Staubfänger. Diese Platte liegt irgendwo dazwischen, mit leichter Tendenz zur zweiten Kategorie. Gibt es doch mit Hanx aus dem Jahr 1980 von SLF ein gutes Live-Album, das ich mir wenn schon denn schon anschaffen würde. Bitte nicht falsch verstehen, das soll nicht bedeuten dass dieses Rerelease schlecht ist, nur ich für meinen Fall brauche es nicht! Der Hardcore-SLF-Fan und/oder PlattensammlerIn und KomplettiererIn kann allerdings auch mit diesem Album Freude finden (und wenn es letztendlich nur die Freude ist, es sich ins Regal zu stellen).