The Good, The Bad & The Zugly:
Algorithm and Blues
Erinnert sich noch wer an diese norwegische Band, deren Anhänger sich in diese überteuerten Kutten mit dem Aufdruck ihrer Heimatstädte hüllen? Genau, ich spreche von TURBONEGRO, die spätestens nach ihrem Album "Party Animals" obsolet geworden sind. Seit einigen Jahren gibt es nun mit The Good, the Bad & The Zugly eine würdige Ablösung in Sachen Death-Punk. Auch wenn sie es, wegen der ihnen vom Staat zukommenden finanziellen Unterstützung, "Oil-Punk" schimpfen. In der Vergangenheit wurden ihre Alben sogar von TURBNEGRO-Schlagzeuger Tom produziert, der somit kräfig am Grab der eigenen Band mitgeschaufelt hat. Denn diese Truppe hier ist um einiges bissiger, sarkastischer und hat vor allem mehr Zunder im Arsch, als ihre Landsleute heutzutage.
In hoher Ehrfurcht und Anerkennung knie, nein werfe ich mich nun beim Hören von Algorithm and Blues danieder, so dermaßen bürsten mir die Songs der neuen Platte den Kitt aus den Lamellen. Wie schon auf den drei vorhergegangenen Alben (Anti World Music [2013], Hadeland Hardcore [2015], Misantropical House [2018]), der Split LP mit HE WHO CANNOT BE NAMEND (Roy D Stroy [2018])und den Singles (zusammengefasst auf der The Worst Four Years [2017]) liefert die Band aus dem norwegischen Hadeland vor Energie strotzende Songs irgendwo zwischen skandinavischem Rock, Hardcore und Punk ab, die ohne Ausnahme voll in die Weichteile treten. Sänger Ivar Nikolaisen singt, schreit und kreischt wieder was das Zeug hält. Nicht ohne Grund holten sich ihn die relativ angesagten Heavy-Rocker KVELERTAK vor einiger Zeit als neuen Sänger ins Boot. Dabei wird er immer wieder vom catchy Chorus seiner Bandkollegen unterstützt. Mit ihrem vorherigen Album Misanthropical House gewannen sie vor ein paar Jahren den norwegischen Grammy in der Kategorie "Rawk", mit Algorithm and Blues knüpfen sie nun nahtlos daran an. Stagnation auf höchstem Niveau würd ich mal sagen und bereitwillig den Taler ins Phrasenschwein werfen! Wieder haben alle Songs mächtig Wumms, Tempo und Aggressivität ohne dabei Melodie, Groove und Eingängigkeit vermissen zu lassen. Weil einfach alle Songs extrem stark sind, gibt es für mich eigentlich keinen ausgeschriebenen Favoriten. Gerade machen aber Corporate Rock, Fuck Life! But How To Live It und Fake Noose das Rennen. Schon nach dem leicht bei AC/DC geklauten Intro zu Welcome To The Great Indoors geht es ohne Verschnaufpause immerzu mit 180 Sachen gen Punkrock-Himmel. Staying With The Trouble klingt wie zu besten Zeiten von TURBONEGRO und auch der Rest der Titel schafft es gekonnt, die asoziale Fuck-You Attitüde von Ass Cobra und die musikalische Genialität von Apocalypse Dudes zu verbinden. Hinzuaddieren lassen sich noch ein klein bisschen POISON IDEA, BRONX, späte DWARVVES und KVELERTAK und fertig ist das neue Meisterwerk. Gotteslästerung werden nun einige schreien, dürfen sich aber mit diesen 13 Songs schnell eines Besseren belehren lassen. Alle bierernsten und überkorrekten Spaßbremsen sollten aber gewarnt sein, in den Texten steckt eine Menge schwarzer Humor, Sarkasmus sowie Nihil- und Hedonismus. Ganz nach GBZ`s Schlachtruf "Drink Beer, Feel Fine, Smoke Weed, Fuck Life!". The Good, The Bad & The Zugly bleiben einfach der uneingeladene, viel zu laute, pöbelnde Gast auf der Party in der eigenen Wohnung. Der außerdem andauernd schmutzige Witze reißt und einem dabei während des Redens ins Gesicht spuckt. Der aber auch gleichzeitig zu gutaussehend, witzig und charmant ist um ihn gleich vor die Tür zu setzen. Wenn es dann doch irgendwann soweit ist, pinkelt er einem zu guter Letzt auch noch vor selbige. Coole Assis halt! So muss Punk sein!
Wie schon beim vorhergegangenen Album saßen Anders Nordengen an den Reglern. Ruben Willem, der zuvor bei HAUST spielte, kümmerte sich um das Mastering. Das Artwork der Platte ist wieder von Flu Hartberg, der sich bereits als Cartoonist für eine der wichtigsten Zeitungen Norwegens einen Namen gemacht hat. Klar also, dass es wie bereits bei den letzten Veröffentlichungen ein Knaller geworden ist. Einzig das abermals fehlende Textblatt bleibt für mich zu bemängeln, gerne hätte ich die Texte noch ein wenig mehr unter die Lupe genommen und verinnerlicht.
Fazit: Mit diesem Album haben sie es nun schlussendlich geschafft, meine Liebe für ihre Band so stark werden zu lassen, dass es allerhöchste Zeit wird, einen Datenträger mit all ihren Stücken voll zu machen und ab dann nie wieder etwas anderes zu hören!