Es ist das 10. Jahr nach ihrer Reunion und "Wem gehört die Angst" ist Album Nummer drei des ehemaligen Inbegriffs für wütenden kompromisslosen Deutschpunk.
Ich habe eigentlich keinen Bock, zum x-ten Mal zu schreiben, welch wunderschöne, gut hörbare und toll produzierte Rockmusik (und nicht mehr Punk) die "neuen" Slime heute spielen. ABER:
Auf "Wem gehört die Angst" sind definitiv wieder deutlich mehr Texte, mit denen man sich identifizieren kann (zum Glück wurden die ekelhaft, anbiedernden Hip-Hop-Einlagen wie auf dem letzten Album einfach weg gelassen).
2020 ist die deutsche Gesellschaft einfach noch (oder vielleicht auch noch mehr) abgestumpft, nationalistischer und dümmer als damals. Und genau darüber singen Slime in vielen ihrer Stücke auf "Wem gehört die Angst". Ich finde 28 Euro Eintritt für ihre Konzerte immer noch eine Frechheit, allerdings erinnert mich die Scheibe hier und da tatsächlich an einigen Stellen an alte Klassiker wie "Schweineherbst". Die Musik ist dunkler, dystopischer und auch grundlegend wütender als noch auf "
Hier und jetzt". Das gibt Hoffnung, dass die Band doch noch hörbar bleibt. Ich persönlich finde, dass die Hamburger mit diesem Album zumindest einen kleinen Schritt zurück in die richtige Richtung machen. Also, vielleicht mal die (zum Teil immer noch korrekten) Vorbehalte gegenüber den "neuen" Slime ablegen und der Scheibe ne Chance geben. Ich musste lange mit mir ringen, aber knapp 60% der Songs sind wirklich gut geworden.
Wenn sie jetzt noch die peinliche, auf der Akustikklampfe eingespielte, englische Hippieballade am Ende weglassen, wird alles irgendwann wieder gut....