Absturtz:
Alles bleibt anders
Wenn ich von Absturtz höre, muss ich sofort unweigerlich an „Es ist schön“ aus dem Jahr 2005 denken. Das Lied war der Opener auf dem „Es Lebe der Punk V“-Sampler. Vor dem Erwerb dieser CD hatte ich eine Ewigkeit lang nur die Hosen gehört. Mit diesem Sampler kam ich zum Deutschpunk. Keine Ahnung, wie oft ich mit Freunden „Es ist schön, ein Punk zu sein, schalalalalala“ angestimmt habe. Auch wenn der Song textlich jetzt nicht so stark ist - seine Melodie und Power sind das Entscheidende. Gerade die besagte Power zeichnet Absturtz im Allgemeinen aus: ein wunderbarer Mix aus dreckiger Stimme, härterem Deutschpunk, ordentlich Druck nach vorne und dennoch schönen Melodien.
Nach neun Jahren kommt nun endlich das neue und fünfte Absturtz-Album heraus. „Alles Bleibt Anders“ hat ungewöhnlich lange auf sich warten lassen, wenn man bedenkt, dass die ersten vier Alben innerhalb von sieben Jahren veröffentlicht wurden. Was auch sofort auffällt ist, dass die Band um eine Person gewachsen ist und sie nun zu viert auf der Bühne und im Studio stehen. Klingt auf jeden Fall noch fetter.
Insgesamt ist die neue Scheibe deutlich besser produziert als ihre Vorgänger und lange nicht so schön rotzig wie die alten Sachen. Man erkennt die alten Absturtz, aber der Sound ist glatter geworden. Am Markantesten fällt dies vielleicht daran auf, dass der Sänger noch mehr versucht zu singen und weniger zu schreien.
Textlich gibt es wie beim Vorgänger viel Persönliches, Songs übers Reisen und Freundschaft und meine favorisierten politische Songs. So sind „Feuer“, „Im Herzen links“ (auch wenn es textlich sehr direkt ist) und „Menschlichkeit“ die stärksten Titel. Gerade der letzte Song ist eine schöne, powervolle Hymne geworden. Nachdem auf dem Vorgänger wehende Fahnen besungen wurden, wird nun die Fahne der Menschlichkeit hoch in den Wind gehalten. Lieder wie „Willkommen im Wochenende“ oder solche, die mit einem „Ole Ole“ beginnen, sind mir jedoch etwas zu platt und wären nicht unbedingt nötig gewesen. Andererseits schließt sich so textlich der Kreis zu "Es ist schön".
Kurzum sind Absturtz zwar professioneller geworden, sich aber treu geblieben und liefern nach wie vor druckvolle "linke Propaganda" (so auch der Titel ihres zweiten Albums). Mal schauen, ab wann man ihre Mitgröl-Refrains wieder live erleben kann.