Ja - man kann mich tatsächlich überraschen - denk ich mir so - als die zum Geburtstag geschenkte Platte der mir völlig unbekannten ALL HITS aus Portland zum ersten Male durchläuft. So gut, dass es mir ein inneres Bedürfnis ist, direkt eine Rezi zu schreiben - auch weil bis dato echt wenig über die Band zu finden ist. Kein Social-Media-Auftritt, keine offensichtliche Promo, warum also nicht...
Bis dato stand ein kurzes Tape zu Buche, wovon zwei der vier Songs sich hier neu aufgenommen wiederfinden. Iron Lung Records aus Seattle schnappte sich die Band und wenn man sich durch den Labelkatalog klickt, hört man in der Regel, was man oft als (DIY-)Geballer abhandelt.
Zur ganzen DIY-Attitüde passt auch auch die spartanische Gestaltung der Platte, wo auf dem Textblatt zumindest noch 3 verzerrte Bilder des Trios abgebildet sind. Aber hier geht's eh um die Musik und die überzeugt mich vollends. Nach einem Intro mit Feedback und Verzerrung kommen 20 Minuten auf den Punkt gebrachte Kracher feministischer Punkmusik. Iron Lung heftet es unter dem Label Postpunk ab - ja - okay - man bewegt sich musikalisch irgendwo bei Ende-70er-Garagenpunk, 80s-Hardcore und 90er-Riot-Grrrl. Frühe WIRE, frühe SLEATER KINNEY, BIKINI KILL oder PRIESTS kommen in den Sinn. Das Songwriting hat irgendwie was von einer brodelnden Gefahr, die kurz vor der Explosion steht. Durch den eindringlichen Gesang von Bassist*in Izzy (?!) hört es sich an, als hätten THE SNIFFERS sich überlegt, AMYL mit FUGAZI und BAD BRAINS zu mixen. Der Gesang ist ohnehin sehr markant und wird noch besser wenn Gitarrist*in Janie (?!) sich melodiös entgegenstellt.
Textlich ziemlich klar anarchafeministisch gegen Patriarchat ("Men and their work"), Frauenfeindlichkeit ("Class Traitor"), Sexismus ("Don´t wanna"), Gewaltverherrlichung ("Easy Killer") oder die Waffenlobby ("Sugar Supply").
Fazit: ALL HITS bringen ihr Anliegen in einem tollen konsistenten Album mit Angepisstheit als auch Melodie zur Geltung. Hier stimmt von Artwort bis hin zur rauen Produktion alles. Und ALL HITS bestätigen ihren Bandnamen. Hier findet sich einfach kein schlechter Song.
Anspieltipps: Men And Their Work, Sugar Supply, World Is A Fuck
1. Intro 01:08
2. Blockhead 02:27
3. Don't Wanna 01:55
4. Men And Their Work 02:25
5. Kickback 03:24
6. Easy Killer 01:22
7. Sugar Supply 03:20
8. Class Traitor 02:18
9. World Is A Fuck 02:33