Mensch, das habe ich ja lange nicht mehr erlebt: Einfach mal in eine bisher unbekannte Band reinhören und mich direkt in den Sound verlieben. Melkus aus Leipzig haben diesen Zauber vollbracht, aber erstmal der Reihe nach:

Bei vorliegendem Debüt handelt es sich nicht um eine ganz​​​ so neue Veröffentlichung, tatsächlich geistert das Machwerk in digitaler Form bereits seit Juni 2020 durch dieses Internet. Jetzt wollte die Band ihr Baby aber eben auch in physikalischer Form gebären, und so haben wir es hier nun auch mit einer auf 300 Stück limitierten Vinyl-Edition zu tun.

Genug der Fakten, jetzt zur Musik: Melkus beschreiten im Groben und Ganzen den breit ausgetretenen Pfad des Punkrock, unternehmen aber auch gern ein paar Ausflüge abseits. Keine ausufernden, schwer nachvollziehbaren Ausbrüche in komplett andere Genres, sondern kleine Verbeugungen vor ebenjenen. Über allem steht der Sound des 80er Jahre Post-Punk-Kellers. Aber wohl nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil es der dargebotenen musikalischen Wundertüte einfach gut zu Gesicht steht. Hat die Band sich doch laut eigenen Angaben zwei Jahre Zeit genommen, an den acht Songs zu tüfteln. Der Opener "Get in the van" eröffnet rumpelig die musikalische Zeitreise, "I don't mind" entlockt dem Freund schöner Melodien ein seliges Lächeln, bevor "Last Call" wieder etwas mehr zum aggressiven Tanz lädt. "I'm so bored" hätte so oder so ähnlich auch von einem angepunkten Jim Morrison stammen können, aber vielleicht ist das nur mein ganz persönliches Kopfkino. "Scumbot" entlässt die Hörer*Innen dann mit dem Gefühl, dass man als Fan der 90er-Garage, Helden des zuvor erwähnten Post-Punk und einer gehörigen Prise 70er-Biss in den vergangenen etwas über 20 Minuten in guten Händen war. Ich wünsche mir definitiv mehr davon, aber höret und staunet selbst!