Ich sitze an meinem Schreibtisch und in meiner Hand halte ich ein Gebäckteil, das den Namen „Schweineöhrchen“ trägt. Das Gebäckteil führe ich langsam zu meiner Nase und schnüffele vorsichtig dran. Es riecht nach Zimt und Fett, Schweineöhrchen eben, und verschwindet nach kurzem Innehalten schließlich in meinem Mund. Es ist weniger süß als erwartet - und auch als persönlich bevorzugt.
Das Schweineöhrchen hatte ich auf meinem Schreibtisch liegen, da mein virtueller Arm als erstes in die Höhe schnellte, nachdem Fö fragte, wer denn wohl das „Fotokiller“-Tape besprechen wolle. Und das passierte aus zwei Gründen (worunter das Gebäck nicht aufgelistet ist): Erstens handelt es sich bei „Lenses“ um ein stilvolles Tape-Release; und zweitens gefällt mir die Musik auf diesem Tape. Ein Bestechungsversuch durch beigelegtes Gebäck in der Versandtasche wäre also gar nicht nötig gewesen. Na gut, ein bisschen wollte ich vielleicht schon diejenige sein, die ein Schweineöhrchen bei Bierschinken bespricht. Was hiermit, indem ich eine 3- Schulnote vergebe, auch schon abgehakt sein soll.
Kommen wir also zur Musik. Wie bereits oben erwähnt, gefiel mir diese auf Anhieb. Mir gefällt Sofys melancholischer, mit leichtem Hall versehener Gesang, das blubbernde Bassspiel, die teilweise noisige Gitarre und das Schlagzeug-Geticke - was, zugegeben, einen kleinen Ticken lauter hätte ticken können.
Die Rhythmusgruppe hält das übliche „Punk“-Tempo, der Gesangspart und seine Abmischung sorgen allerdings dafür, dass das Ganze viel sphärischer anmutet und mich in bewegliche Leichtigkeit, trotz aller Melancholie, versetzt. Post-Punk halt, ganz im Sinne der Textzeile „I’m moving forward, can’t change the past“. Im Hintergrund der Aufnahmen auf „Lenses“ ist auch ein leichtes Rauschen zu vernehmen, was an der Homerecording-Produktionsweise durch ein frühes Tascam-Vierspurgerät liegt. Gibt also auch nochmal ein paar DIY-Bonuspunkte.
Ein bisschen erinnert mich die ganze Stimmung an die ebenfalls aus Berlin stammende und von mir sehr geschätzte Band „Pretty Hurts“, die sich leider schon vor einigen Jahren auflösten.
Hinter „Fotokiller“ selber verbergen sich aber Sofy, Damon und Matze. Alle drei spielten und spielen bereits in anderen Bands, und wenn ich mich recht erinnere, beherrscht einer unter ihnen sogar Zaubertricks.
Fazit: Auch wenn die Kekse inzwischen aus sein sollten - besucht doch die Bandcamp-Seite von Fotokiller und nehmt das Release in eure Kassetten-Sammlung auf. Es ist nämlich sehr schön.
01. Visions Of Bodies
02. Moving Walls
03. Isolation
04. Babel Of Tongues
05. 11th Hour
06. City Lights
07. Echoes
aintjustmusic () 18.03.2021 15:20 |
Da ich nicht weiß ob Es es in die nächste Monats-Videoplaylist "schafft" schon mal hier das aktuelle Musikvideo zu Track 3: https://www.youtube.com/watch?v=mhKQmjR08xM :-) |