Vier neue Songs von All Aboard!, den töften Jungs aus der Nachbarschaft. 7-Inch, streng limitiert auf lila Vinyl oder etwas weniger streng auf schwarzem. Das Steuerrad im Bandlogo verrät schon ein wenig die nautische Leidenschaft (ja, wer kennt nicht den weltberühmten Überseehafen von Mönchengladbach!) und in den Songs schwingt auch immer ein wenig Wellengang mit. Oder ist das nur der Whiskey? Nee, All Aboard! stehen nicht an der Reling und kotzen sich die Seele raus dem Leib, sie trotzen eher standhaft Wind und Wellen, wischen sich mit einer Handbewegung die Gischt vom Gesicht und schippern weiter, tief in den Sturm hinein. Genau die Musik, die bärtige Seebären nach dem fünften Schnaps in ihrer Stammbar hören wollen, wenn sie leicht schwermütig werden, aber ihr Image als harte Draufgänger nicht verlieren wollen.
Die Band ist auf allen Weltmeeren zu Hause, segelt fleißig durch die Folk-Gewässer und lässt dabei die Punk-Attitüde nicht vermissen. Erinnert mich dadurch etwas an die Cobra Skulls, die ja ähnlich mitreißend den Spagat zwischen Two Gallants und Against Me! schaffen, wobei All Aboard! lieber mal etwas Tempo raus nehmen.
Geht zwar stetig und treibend geradeaus, aber man lässt sich auch Zeit für ausgefeilte Melodien, die geschmeidig-poppig ins Ohr drängen und sich gemeinsam mit Davids rauem Gesang als Hymne für die Hafenkneipe bewerben.
Nun reicht's aber auch mit der Seefahrermetaphorik! In den Texten wird ja schließlich sogar Auto gefahren und sich im Schnee gewälzt! Vier Songs in gut 8 Minuten, schöne kleine Punkrock-Oden die sich ziemlich stimmig hintereinander weg hören lassen. Mir würde hier nicht mal ein Anspieltipp einfallen, den ich rauspicken würde. Vielleicht noch "Values", das eher ruhig und nachdenklich wirkt, aber gerade dadurch seine eigene Klasse entwickelt.
Alles Lieder, die geradezu darum betteln, live präsentiert zu werden. Geeignet für die Holzfällerhemden-Kopfnicker-Fraktion wie auch für Zeigefinger-Mitgröl-Punker. Und anschließend gemeinsam ein Schnaps an der Bar!