Puh, ich weiß gar nicht so wirklich, was ich hier jetzt schreiben soll. Ich habe die Dorks immer als Fäkal- oder zumindest Politpunk abgespeichert. Jetzt steht da im beiliegenden Bandinfoschreiben, dass ein genereller Stilwechsel erfolgte. Und das ist eine Untertreibung. Ich kenne ja nicht viel Songs der Band, aber die paar, die ich auf dem Schirm habe, stammen wirklich von einer komplett anderen Welt als dieses Album hier. Schon ein Blick auf die Songlängen macht stutzig: "Jobcenter" ist mit 3:32 Minuten das mit Abstand kürzeste Lied, sieht man vom Intro ab. Alle anderen Songs sind deutlich länger, die beiden letzten sprengen gar die 7-Minuten-Marke. Bei der Beschreibung des Sounds weiß ich auch nicht so recht, wie ich das dem Leser beschreiben soll: Für Punk ist das Album definitiv zu metalig, aber für Metal sind die Songs irgendwie nicht böse bzw. hart genug. Daher habe ich mich dazu entschieden, das Genre als Progressive-Punk zu bezeichnen. Heißt: Anspruchsvolle Instrumentierung, viele Ideen innerhalb eines Songs und nach drei Hördurchgängen hat der Rezensent das Gefühl, dass er mindestens noch fünf braucht, um ansatzweise zu erfassen, was da alles so passiert.
Hm, aber, ehrlich gesagt, ich weiß jetzt gar nicht, ob ich überhaupt auf weitere Hördurchgänge Lust habe. Das könnte halt ein Fehler sein, denn irgendwie habe ich schon so ein Gefühl, dass hier recht Großartiges passiert. Also, den Innovationspreis kriegen die Dorks auf jeden Fall schon mal. Dass einer Punkband je gelungen ist, so einen grundsätzlich ungehörten Stil zu erschaffen, ist mir nicht bekannt. Textlich ist alles sehr sozial- und politikkritisch, der erwartete Fäkalhumor bleibt komplett aus. Sonst noch erwähnenswert ist, dass beim bereits erwähnten "Jobcenter" Gerre von Tankard mitgrölt, was alles irgendwie noch skurriler macht. Auch Songs hervorzuheben fällt mir total schwer, irgendwie klingt alles sehr homogen zusammen, obwohl jedes Lied eben, wie bereits erwähnt, mit ganz vielen verschiedenen Ideen aufwartet, sodass man keinesfalls sagen kann, dass alles gleich klingt. Ja, das ist total spannend. Es kann wirklich sein, dass wir es hier mit einem Meilenstein zu tun haben, von dem man in ein paar Jahren schreiben wird, er habe die Punkrockwelt umgekrempelt. Ob einem die Musik jetzt persönlich zusagt oder nicht, ist in diesem Fall relativ irrelevant. Hier wird etwas komplett Neues erschaffen, was grundsätzlich immer sehr begrüßenswert ist. In "Die Maschine von morgen" sollte jeder, egal ob Punk, Metaller oder auch Indie-Fan, mal reinhören. Ich beende diese Rezension mit gemischten Gefühlen: Anerkennung, Erstaunen, aber auch ein wenig Überforderung sind da bei mir auf jeden Fall dabei. Ich muss da mal ne Nacht drüber schlafen.
01. 010110
02. Die Maschine von morgen
03. Der Aufmarsch der lebenden Toten
04. Freaks ohne Namen
05. Exzess der Nichtigkeit
06. Ob ich morgen noch so bin
07. Die Last auf ihren Schultern
08. Die Zeit
09. Am Tag des Wochenendrebellen
10. Der Mensch ist ein Schwein
11. Jobcenter (feat. Gerre)
12. Aus demselben Sternenstaub
13. Der imaginäre Widerstand