Genau für solche Neuentdeckungen wie diese hier liebe ich meine Tätigkeit bei Bierschinken. Denn die Band aus Los Angeles ist bisher komplett an mir vorbei gegangen, dabei gib es sie bereits seit dem Jahr 2010 und in diesen 11 Jahren haben sie schon zwei Alben (No Sun, No Tan [2013], Claw Marks [2018]) und mehrere EPs (u.a. Neighborhood Brats [2011], We Own The Night [2012], Birth Right [2013]) veröffentlicht.
Gern stoße ich nun noch mal in das gleich Horn, wie es schon andere in der letzten Zeit getan haben! Hier ist wieder eine der Bands, die die Aussage "es gibt so wenig Bands mit weiblicher Beteiligung, um damit die Festival- und Clubbühnen zu füllen" als falsch widerlegt (wer diese Aussage revidieren möchte, kann auch gern noch mal einen Blick auf die Liste werfen, die Chrissi vom Plastic Bomb Fanzine mit Hilfe von Punkrockers Radio zusammen gestellt hat: https://grrrlztothefront.org/, in der sich die Neighborhood Brats auch wiederfinden).
Die Band um Sängerin Jenny Angelillo treten mal eben in die recht großen Fußstapfen der ebenfalls aus Kalifornien stammenden Bands THE AVENGERS und X und die ich seit jeher vergöttere. In einen perfekten Spagat zwischen 80´s Hardcore und 70`s Punk und mit einer wahnsinnigen Catchiness geht es in den Songs Rassisten und vor allem misogynen Männern oder Konstrukten wie Schönheitswettbewerben, in denen Frauen zu Objekten gemacht werden, an den an den Kragen (Harvey Weinstein Is A Symptom, Miss America Pageant, FFBF) und treffen damit volles Rohr den Zahn der Zeit. Insgesamt sind die Neighborhood Brats nicht auf Kuschelkurs und spucken auch in den anderen Songs des Albums Gift und Galle. Wie zum Beispiel bei den beiden poppigen Ohrwürmern Transitional Housing, was die vielerorts schwierigen Wohn- und Lebensverhältnisse in den USA thematisiert oder dem Überhit der Platte Who Took The Rain, der mit ziemlicher Sicherheit die durch den Klimawandel verursachte Dürre in Kalifornien behandelt. An Vielseitigkeit fehlt es dem Album auch nicht, findet man bei genauem Hinhören auch Sprengsel von Post-Punk und mit All Nazis Must Die ein rein instrumentelles Surf-Rock Stück, das auch gut in Tarantinos Pulp Fiction Platz gefunden hätte.
Für mich eine der Neuentdeckungen des Jahres und in der Top 10 der Punk Alben von 2021 ein Anwärter auf einen der Spitzenplätze.
01. Who Took The Rain
02. Signs And Semantics
03. Miss America Pageant
04. Ffbf
05. Transitional Housing
06. Well Find You
07. Harvey Weinstein Is A Symptom
08. All Nazis Must Die
09. I Weep For The Future
10. Migraines
11. Lebron James
12. I Want You