Chapeau erstmal, mit Die Jungs von AKJ lassen sich Akne Kid Joe nicht lumpen und gönnen sich mit ihren Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien eine sehr hübsche Aufmachung. Dabei rumgekommen ist ein schön gestaltetes Booklet mit allen Texten und passenden Bildern in bester Stock-Photo-Optik. Als besonderes Gimmick gibt‘s obendrein ein Tütchen mit Sammelbildern aller vier Musiker:innen. Fehlt nur noch das passende Panini-Sammelalbum zum Einkleben. Vielleicht wäre das ja mal ein Anlass für eine Cargo-Kidnap-Bundesregierung-Bierschinken-Kollaboration. Fö steuert sicher gern eine Online-Sticker-Tauschbörse bei.
Neben aller gestalterischen Spielerei ist das Cover auch inhaltlich klar positioniert: Akne Kid Joe identifizieren den Weber Grill als das Statussymbol der neuen selbstgefälligen patriarchalen Cis-Norm-Spießigkeit. Stoff genug, um sich 12 Songs lang auszukotzen.
Intro: Reicht das Sinnbild Weber-Grill-Schnubbi-Dude wirklich, um den Normalzustand anzupissen? Ja, vorausgesetzt der Grillmeister heizt seinen Luxus-Smoker neben dem örtlichen Kreisliga-Bolzplatz vor und fachsimpelt bei ein paar Kannen Bier nicht nur über die richtige Kohle, sondern auch auch darüber, was noch als sportliche Härte gilt und ob der Schiri wirklich hetero ist.
Danke fürs Gespräch: Ah, Musik, da war ja was. AKJ starten musikalisch gewohnt schnell und mit übersichtlich vielen Akkorden, um niemanden gleich zu Beginn zu überfordern. Dazu ein bisschen Geklimper auf diesem Synthie-Glockenspiel-Ding, das der Sänger so gern benutzt, wenn er nicht gerade mit Singen ausgelastet ist. Typischer AKJ-Move.
Gestern, heute, morgen: Zweiter Song, erste Verschnaufpause. Es geht musikalisch etwas ruhiger und mit mehr Synthie-Fanfaren weiter, wahrscheinlich ist der Grillmeister gerade pinkeln, auf dem Platz ist eh gerade Stand-Fußball angesagt. Zeit, um sich darüber zu beschweren, dass nach wir vor alles Scheiße ist und Scheiße bleibt. Klassischer Punker-Move.
RiP: Apropos Scheiße bleibt Scheiße: Wer denkt da nicht an Rock im Park? AKJ beschreiben sehr schön, warum sich daran auch nichts ändern wird.
Mein eigenes Café: Musikalisch in meinen Augen etwas langweilig, aber irgendwer musste ja mal vertonen, dass Hipster-Öko-Cafés von Arschlöchern betrieben werden.
Die Hochzeit von meinem Cousin: Erinnert mich an Songs wie Stadt, Land, Fluss von der ersten Platte. Irgendwie derselbe Vibe, nur ein paar Jahre später. Musikalisch ordentlich und inhaltlich zu 100% anschlussfähig.
Abbruch: Hä, wie jetzt, eine Punkband hat was dagegen, dass man sich gehen lässt und nur Scheiße frisst? Und dann auch noch ein mieses Drum-Solo mitten im Song? Kann man anscheinend mal machen, wenn man aus Markus-Söder-Stadt kommt. Bei uns in NRW gibt‘s dafür n paar Schellen.
Wieso?!: Der schnellste Song der Platte. Akne Kid Joe rechen mit alten Stars ab, die sich heute bei den Impfgegnern einreihen, die man früher aber selber gefeiert hat.
Nein danke!: Gibt es etwas schlimmeres als morgens nach dem Saufen aus dem Bett geklingelt zu werden und dann steht da auch noch der Kapitalismus?
RaR: Ich weiß jetzt auch nicht genau, wie ich es finden soll, dass ein Song zweimal auf der Platte vertreten ist. Irgendwie doof, aber andererseits ist Rock am Ring vermutlich tatsächlich so schlimm, dass man zweimal drüber rumpöbeln kann.
Im Bewerbungsgespräch: Zum Schluss der Platte nochmal schnell und mit Gegröle. Und um die Fußball-Referenz aus dem Intro wieder aufzugreifen, endet der Song mit der Generalfrage überhaupt.
Ein Lied für dich: Ich fühle es. Sehr. Aber woher kennen die Jungs von AKJ meinen Hund und wissen von meiner Allergie?
Oha, einen Bonustrack hat die LP ja auch noch. Ist zwar nur ein Spraypaint the walls-Cover und damit per se überbewertet, aber immerhin die beste, weil quietschigste Version des Songs.
01. Intro
02. Danke fürs Gespräch
03. Gestern, heute, morgen
04. RiP
05. Mein eigenes Café (feat. Hartz Angels)
06. Die Hochzeit von meinem Cousin
07. Abbruch
08. Wieso?!
09. Nein danke!
10. RaR
11. Im Bewerbungsgespräch
12. Eine Lied für dich
13. Bonustrack