Die Crackhuren sind zurück und musikalisch hat sich zum Vorgänger nicht wirklich viel verändert. Aber warum auch? "Bitchlifecrisis" war bereits großartig, da muss sich niemand neu erfinden! Stattdessen genügt es, nochmal stabil abzuliefern und genau das tut die wuselige Truppe aus Berlin auch hier wieder. Textlich ist die neue Platte "Gefühle" hingegen eine ganze Ecke woker und deutlich feministischer. Aber keine Angst, auch die neue Platte verkommt nicht zu einem staubtrockenem Vortrag, stattdessen wird hier sehr elegant und nach bekannter Crackhuren-Manier sarkastisch-ironisch die PunkToo-Debatte in den Vordergrund gerückt. Besonders deutlich wird das auf dem Song "Punkrock hat mir mein Herz gebrochen". Die Protagonistin dieses Liedes hat keinen Bock mehr auf Punkrock, da es in diesem eh nur um Pimmelwitze geht und auf den Bühnen fast ausschließlich alte Männer mit ohne Haare stehen. Die glückliche Auflösung ist jedoch, dass Punk das ist, was du draus machst. Somit ist es wohl nicht zu spät und eine anti-sexistische Punkzukunft ist durchaus möglich. In anderen Songs werden hingegen bestimmte Bilder von Männlich- bzw. Weiblichkeit persifliert. So werden in "Bau mir nen Schrank" besagte Bilder überspitzt und vor allem im letzten Verse ziemlich derb ins Lächerliche gezogen.
Aber auch andere Themen haben auf "Gefühle" Platz gefunden. "Zurück in der Gosse" und "Living The Dream" zelebrieren ausgelassen das Assi-Leben in Ost-Berlin und schließen nahtlos an Songs wie "Ich brauch keine Wohnung" oder "Jobcenter-Fotzen" an. Außerdem darf auch ein bisschen Romantik auf dem Album nicht fehlen ("Ich will dich heulen sehn", "Die Robbe und der Eisbär").
Musikalisch ist das Album durchweg stark und bietet Punkrockpartytracks sowie ordentlich Elektrotrash. Einige Songs werden sicherlich live richtig gut zünden und andere sind dann eher für die dunklen Wintermonate. Zu "1000 kleine Ameisen" oder "Die Robbe und der Eisbär" kann man sicherlich herrlich ein paar Kerzen vom TEDI anmachen und sich auf der heimischen IKEA-Couch ausstrecken. Spaß beiseite! Die Mischung ist auch hier wieder das, was "Gefühle" musikalisch interessant macht. Wobei mir am besten der Auf-Die-Fresse-Beat bei "Bau mir nen Schrank" und das fast schon an Blümchen erinnernde "Punkrock hat mir mein Herz gebrochen" am besten gefallen.
Fazit: The Toten Crackhuren im Kofferraum regeln nach wie vor den deutschsprachigen Elektropunk und liefern mit "Gefühle" außerdem einen wichtigen Beitrag zum aktuellen feministischen Diskurs.
Anspieltipps: Bau mir nen Schrank (feat. Taby Pilgrim & Blond), Officer Sexy (feat. Babsi Tollwut), Punkrock hat mir mein Herz gebrochen
01. Alles verkacken
02. Zurück in der Gosse
03. Living the Dream
04. Bewerte mich
05. 1000 kleine Ameisen
06. Ich will dich heulen sehn
07. Du könntest gehn
08. Bau mir nen Schrank (feat. Taby Pilgrim & Blond)
09. Herz
10. Officer Sexy (feat. Babsi Tollwut)
11. Ich bin eine Schlampe
12. Woher soll ich wissen was ich will?
13. Punkrock hat mir mein Herz gebrochen
14. Die Robbe und der Eisbär (Bonus-Track)