Ahoi, Chaos Commute,
ich habe ne gute Nachricht und ne schlechte auch.
Zuerst die Gute: Ihr habt ein echtes ROCKalbum aufgenommen, was fett klingt, fett wummst und in einigen Momenten Assoziationen an Billy Talent, Danko Jones oder Boysetsfire aufkommen lässt. In der Promosprache vieler unsäglicher Promoter*innen würde mensch vermutlich Begriffe wie "Brett" oder "Soundwand" auffahren, um euer Album den Rezensor*innen näherbringen zu wollen. Wie schön ist es da, dass ihr einfach gar keinen Promotext mitgeschickt habt. Die Produktion ist auf jeden Fall dick und lässt darauf schließen, ohne es zu wissen, dass ihr euch (wieder) jemanden an die Regler dazugeholt habt.
Soweit - nun die schlechte Nachricht: Dieser Les-Paul-dicke-Hose-Pommesgabel-(Deutsch)rock, auch wenn ihr ja englische Texte habt, ist mir leider überhaupt nix.
Eure erste Demo fand ich prima, weil sie wild, rough und eigenwillig war und aus der Reihe tanzte - bei der EP "Mirror" danach dachte ich ja schon so "naja - die Demo war besser". Und das nicht, weil ich denke, früher war alles besser. Aber ihr habt euren Stil herausgearbeitet und dit is nun mal nicht meine Tasse Tee. Und machen wir es mal konkret.
Die Songs sind stets bemüht, Ohrfeigen zu verpassen und Hymnen zu kreieren, aber rutschen dann doch leider immer sehr in das selbe Schema, dass ich mich nach drei Songs an das erste kaum noch erinnern konnte, denn sie klingen echt gleich. Dazu die hochgefahrene Rockproduktion und die tiefergestimmten Gitarren und immer ein sehr ähnliches Tempo lässt für mich alles verschwimmen und und wenig bleibt hängen. Kein Ausbrechen, kein Schritt aus dem Kreis (oder Pentagramm meinetwegen) - wo bleibt das Schreien in der Stimme, wenn sie so angepisst ist, wie es die Texte vorgeben? Warum glatt singen, wenn's doch daneben den Song im positiven Sinne brechen würde.
Das Riff von "Your Rage" erinnert mega an Billy Talent (grundsätzlich nicht schlecht) - aber so gut (gemeint) der Text ist, anstelle nach dem Riff mehrstimmig wütend den Song eskalieren zu lassen, plätschert er musikalisch vor sich hin und und irgendwann ist er dann zwischen Moshpart und Uptempo abgestürzt. Oder auch die Nummern, die ihr ruhig angehen lasst - kann Mensch machen - machen Boysetsfire auch. Aber bitte dann orginell und nicht nur einfach nen normalen Song langsamer und mit weniger Zerre spielen. Und irgendwann habt ihr euch mal auf Danko Jones bezogen - nervt mich mega der Typ, aber wenn schon Rock'n'Roll Style, dann doch bitte seine drecksau Gitarrenriffs und -Solis übernehmen. Beides fehlt leider total auf "Fairytales and Nightmares". Keine Spielereien mit Elektroteilchen oder mal ein anderes Instrument. Nen Bass meine ich rauszuhören an manchen Stellen, aber ehrlich gesagt frage ich mich dann, wenn ihr euch für das 2-Menschen-Band-Ding à la White Stripe entschieden habt, warum klingt ihr dann wie ne 5-köpfige Kombo? Schade, find ich - Chance verpasst.
Das mit den englischen Texten schrieb ich schon bei Mirror: kann Mensch machen, ist aber nicht meins und da wäre mir mehr Pascow lieber als ZSK (metaphorisch gesprochen).
Ihr seid dufte Dudes und ich hoffe, dass ich auch nach dieser Rezi noch ein Backstage Bier bekomme, wenn ich euch mal wieder live sehen darf. Aber dit ist einfach nicht meine Platte, was nicht heißt, dass nicht andere Menschen sie mega abfeiern könnten.
1. A.S.A.P. feat. Richie Ramone
2. Bluffing
3. A Normal Day
4. Oblivious
5. Sorry
6. Ease My Mind
7. One Way
8. Better Now
9. Hate
10. Cancer Cell
11. Surrender
12. Your Rage feat. Suse