"KALTFRONT gibt´s noch? - Die waren doch damals schon alt." ist ein Zitat von jemand, der die Dresdner Band noch in den Wendewirren als Teenager live erleben durfte. Dabei dürfte der damalige Altersunterschied aus jetziger Sicht gar nicht mal so groß gewesen sein. KALTFRONT blieb trotz Auflösung zwischen 1990 und 2005 irgendwie immer erhalten. Und sei als Tapes, die bei diversen Leuten (welche jetzt langsam an der 50 kratzen oder schon drüber sind) weiterhin im Musikregal schlummern.
35 Jahre nach der ursprünglichen Bandgründung kommt mit "Spiegel" das für meinen Musikgeschmack glasklar stärkste Album heraus. Freunde von ABWÄRTS, EA80 oder FLIEHENDE STÜRME können bedenkenlos zugreifen. Hallige Gitarre, treibender Bass, markante Stimme, schöne Melodien, eine satte Aufnahme und kein schwacher Song. "Was glaubst du" erinnerte mich derweil auch mal an KAPITULATION B.O.N.N.
Thematisch ziehen sich zwei Fäden durch die Songs. Auf der einen Seite werden immer wieder düstere Gedanken in Worte gepackt. Wenn ein Song "Tot besser dran" heißt, bekommt man auch genau dieses geboten. Leute mit Suizidgedanken sollten dann vielleicht doch auf den Genuss dieser Platte verzichten?! Und dann gibt es noch die intelligent geschriebenen Abrechnungen mit Leichtgläubigen ("Was glaubst du"), Rückwärtsgewandten ("Zurück in dein Grab") und Pegida ("Ein dreckiger Schleier").
Abgerundet wird die Platte mit der Neuauflage des alten Songs "Nachts in den Strassen". KALTFRONT entwickelt sich weiter und es bleibt dennoch klar KALTFRONT. Das anspruchsvolle Werk brauchte ein paar Umläufe, aber mittlerweile bin ich stark begeistert!
Anspieltipps: Treibsand, Was glaubst du
01. Ein schlechter Film
02. Spiegel
03. Treibsand
04. Was glaubst du
05. Wie duennes Eis
06. L.W.E.K.
07. Zurueck in dein Grab
08. Tot besser dran
09. Ein dreckiger Schleier
10. Nachts in den Strassen