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El Mariachi:
Crux

Meine Güte, EL MARIACHI sind wieder da, eine der prestigeträchtigsten Polit-Deutschpunk-Bands von vor zwanzig Jahren, einer der Gründe, weshalb aus mir jugendlichem Metal-Nerd ein Metalpunk wurde. Sogar einen richtigen Hit gab's damals, "I can't relax in Deutschland", titelgebend für einen Indie-Punk-Sampler, der damals gut die Runde machte. Geil, Bier auf, Platte an!

Das Geilste an den Göttingern war immer der Gesang - gut, dass sich nichts an ihm geändert hat. Ja, "Crux" klingt, als wäre Tobi nicht einen Tag gealtert, und wenn er gerade schon dabei ist: die Band auch. Der Opener "Feste" z.B. klingt unwiderstehlich wütend und frisch und hat ein Riff, das vielleicht das beste ist, das die Band je geschrieben hat. Darüber Tobis immer leicht weinerlicher, aber mindestens genauso wütender und unwiderstehlich melodischer hoher Gesang, und danach geht's immer so weiter, ach, es ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein.

Denn alles an dieser Platte - mit Ausnahme der Produktion, die zwar gut dreckig, aber doch auch zeitgemäß klar und differenziert daherkommt - hätte genau so vor zwanzig oder dreißig Jahren veröffentlicht werden können. Die Texte haben sich keinen Deut weiter entwickelt und folgen einem klaren Muster: Immer wieder wird ein typisches Thema der linksradikalen Szene parolenhaft abgefrühstückt, wie man es teilweise wirklich in den 80ern schon gehört und in allen autonomen Zentren der Republik hundertfach gelesen hat, und am Ende gibt es sogar so ein Lied, in dem es einfach nur noch ums Durchhalten geht, weil irgendwo halt noch jemand "für dich singt" (in diesem Fall Tobi halt); nein, originell ist hier einfach mal rein gar nichts.

Aber wozu auch immer originell sein? Der Markt für linksradikale Parolenmusik ist nie gesättigt, es gibt vermutlich genügend Menschen, die das genau so und genau so platt brauchen, und auch als Nostalgiebooster hat "Crux" selbstverständlich seine Berechtigung. Ach, Berechtigung, scheiß doch der Hund drauf, die Platte klingt so frisch und in-die-Fresse, dass ich der Band das alles auch zwanzig Jahre später noch abnehme wie nichts Gutes. Es liegt an mir, dass ich mir einen derart humor- und distanzlosen künstlerischen Umgang mit Politik einfach nicht mehr so gut geben kann und im Zweifel doch eher bei KACKSCHLACHT, MERCEDES JENS und TEAM SCHEISSE lande als bei EL MARIACHI, wenn ich was Politisches auf dem Plattenteller brauche. Denn seien wir mal ehrlich, es ist nicht zuletzt eine sehr traurige Bestandsaufnahme der Linken (und der Welt, in der wir leben), wenn sich an den hier verhandelten Themen und Slogans seit Jahrzehnten nichts substantiell geändert hat.

tenpints 11/2021
Hörprobe:
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El Mariachi
Musikstil: Indiepunk, Emopunk
Herkunft: Göttingen
Homepage: https://www.facebook.com/elmariachipunkfieber/
El Mariachi - Crux

Stil: Deutschpunk, Polit-Punk
VÖ: 19.11.2021, LP, Sabotage


Tracklist:
01. Intro
02. Feste
03. Nazigold
04. Nostalgamos
05. Fexy Future
06. Gratisgeld
07. Schadlos halten!
08. Noch und nöcher
09. Back on Träxxx

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