Es ist wieder an der Zeit, unser Review-Marathon steht an. Der Review-Marathon, um das nochmal kurz zu erläutern, ist ein hochspezialisiertes Verfahren, das wir entwickelt haben, um der schieren Masse an eingeschickten Tonträgern angemessen begegnen zu können. In konspirativen Treffen wird die Musik durchgehört ("durch" jetzt nicht in dem Sinne, dass wir die uns den Kram wirklich in voller Länge geben, wir sind doch nicht bescheuert) und anschließend nach streng regulierten Standards angemessen bewertet. Wir haben uns dabei auf einen Zyklus geeinigt, immer abwechselnd in den Redaktionsräumen und aus dem Home Office heraus zu besprechen. Diesmal ist tatsächlich Präsenz angesagt, pandemiebedingt als 2G+ und mit nur drei Personen.
Nachdem wir alle unsere Testergebnisse und -erlebnisse ausgetauscht haben, geht es los mit der ersten Scheibe: Ing Ferno! Da wissen ja schließlich eh schon im Vorfeld alle, dass das scheiße wird.

Fö: Ah, von dem hab ich heute erst was gelesen, der steht auch im Abendkasse-Buch drin! Da erzählt er davon, dass er mal ein Konzert gespielt hat, bei dem sich mittendrin der Gastgeber das Mikro geschnappt hat und ihn mit den Worten, dass er scheiße singt, von der Bühne gejagt hat.
Schlossi: Der hat ziemlich viel Infomaterial mitgeschickt. Darunter ein Diagramm und die Interpretation des Songs "Schnecken nudeln" (liest)
Zwen: Und das ist gar nicht alles er selbst, er hat auch Gastmusiker dabei
Schlossi: Musikalisch ganz okay
Fö: Den Text find ich auch überraschend okay. Zumindest von Lied 1.
Zwen: Die Haptik ist auch super! Billo-CD-Tray wie in den 90ern mit gebrannter CD
Schlossi: Aber nur für uns! "Das Album wird es aus Naturschutz- und Kostengründen nur im Internet zu hören geben". Find ich gut!
Zwen: Hat er die Trompeten selbst geschrieben?
Schlossi: War bestimmt ein Computer
Fö: Künstliche Intelligenz. Oder Künstliche Dummheit.
Schlossi: Der Titel "Rhabarbershop" ist witzig
Fö: Also singen kann er schon mal nicht
Schlossi: Aber das hat ja auch nie jemand bestritten
Zwen: Der zweite Sänger ist Friedrich Thriller. Kann aber auch nicht singen
Schlossi: Das Schlagzeug ist auch programmiert oder?
Fö: Bisschen zu lang das Lied
Zwen: Aber sonst nichts auszusetzen
Schlossi: Können wir jetzt mal dieses "Schnecken nudeln" hören?
Fö: Das ist der mit der Interpretation? Okay
Schlossi: Ich muss sagen, ich höre  die intertextuellen Bezüge zu Martin Suters "Der Koch" nicht heraus
Zwen: Dann wird es wohl mal Zeit für ein Interview! Ist da ne Telefonnummer bei?
Fö: Nee. Ist wohl schüchtern.
Schlossi: Ohne den Gesang wär's gut.
Zwen: Hat er zwischen dem ersten Album und diesem zufällig Germanistik studiert? Das erste war noch ziemlich dumm, hier versucht er irgendwie ständig so Referenzen einzubauen...
Schlossi: (liest Pressetext) Außer Gitarren und Gesang ist alles mit MIDI programmiert
Zwen: Schade!
Fö: Ja, schade. Gitarren und Gesang hätte er auch ruhig aus dem MIDI nehmen können
Schlossi: Er bedankt sich im Anschreiben noch für unser Durchhaltevermögen beim Hören der Songs.
Zwen: Okay, reicht dann auch. Ich kann nicht mehr.