Neuntes Album der Briten und damit haben sie sich bei so vielen Veröffentlichungen ein Fleißkärtchen redlich verdient. Trotz so vieler Veröffentlichungen ist der Hype um die Band an mir bisher größtenteils vorbeigegangen. Natürlich habe ich sie mir schon mal live angeschaut, mich dann von der Power ihrer Auftritte wegblasen lassen und selbstverständlich sind mir ihre Hits wie Je m'appelle Alex, I Told You So oder Go Easy ein Begriff und natürlich finde ich sie allesamt fantastisch! Aber irgendwie habe ich mich nie über die Länge eines ganzen Albums mit ihnen beschäftigt. Schande über mein Haupt, kann ich da nur peinlich berührt zugeben! Geändert hat sich dieser Zustand nämlich erst jetzt, ausschlaggebend dafür waren die Songs Strength und Cyclist, der schon auf ihrer "kürzlich" erschienen Best-Of The Rise And Fall Of Wonk Unit... erschienen ist und den ich eine Zeit lang in Dauerschleife gehört habe. Mittlerweile habe ich mich durch den Löwenanteil ihrer Publikationen gearbeitet und kann nun mit Fug und Recht behaupten, dass ich Fan bin!
Ein zweites Fleißkärtchen geht raus für die Anzahl an Titeln auf Uncle Daddy. 20 Songs auf einem Album bekommt man wirklich nur noch selten geliefert. Vielseitigkeit im Sound war seit jeher eine feste Eigenschaft der Briten, das ändert sich auch diesmal nicht. Wobei sie diesmal weniger Ausflüge in andere Genres der Gitarrenmusik wagen bzw. diese persiflieren. Bei Uncle Daddy bleibt das Grundgerüst immer der Punkrock, auf dem dann aufgebaut wird, um am Ende etwas entstehen zu lassen, das sich dann doch mehr wie Indie-Rock, Noise, Emo oder ein Song der DOORS anhört. Das ist dann stellenweise durch die Sperrigkeit mancher Titel und die vielen verschiedenen Gesichter der Songs, nicht immer ganz einfach zu hören und bedarf der vollen Konzentration der Hörer:innen. Schwierig wird es, wenn man Uncle Daddy so nebenbei laufen lässt und dabei versucht, in die Songs reinzukommen. Gerade wenn es in komplettes Chaos abdriftet wie z. B. bei Disco Fever oder wenn die Stimmung innerhalb weniger Sekunden von leicht verdaulichen Indie-Klängen (Bloodlust) in überdrehten Disco-Rock (Summertime) kippt.
Wie bisher auch leben die Songs allesamt vom Humor und von dem Storytelling von Sänger und Multitalent Alex. Diesmal darf man sich Geschichten von der der Liebe zu seinem Kind anhören, erfahren, warum die Zugehörigkeit zur Working Class vielleicht doch nicht so der Bringer ist oder warum die Tories ein Haufen Scheiße sind. Manchmal werden die Themen, so kennt man es ja schon von der Band, durchaus expliziter! Zum Beispiel, wenn Alex von einem Besuch bei einer Prostituierten berichtet, an anderer Stelle driften sie in kompletten Nonsense und Blödeleien ab, so geschehen beim Song Cyclist, der mir immer wieder großes Vergnügen bereitet. Neu dabei ist Keyboarderin Vez, die schon auf der letzten Tour mit am Start war. Hier wird sie zudem öfters ans Mikrofon gebeten und hat auch ein paar komplette Songs geschrieben. Dieser Umstand verleiht den Songs noch mehr Abwechslung und zusätzliche Melodiebögen und sollte daher zwingend beibehaltend werden. Vergeblich suchen kann man diesmal Songs, die in Richtung Ska gehen oder mit Trompeten aufwarten.
Ausgesprochen große Hits und Aushängeschilder des Albums sind zweifelsohne Skin To Skin und Strength zu Beginn des Albums und Disco Fever und Cyclist am Ende, wodurch das Album schon mal wirklich stark aufgestellt ist. Dazwischen liegen viele ebenfalls sehr gute Songs, die man sich aber wie bereits erwähnt deutlich mehr erarbeiten muss, um sie lieb zu gewinnen. Hat man sich die Mühe jedoch gemacht, wird man mit einem von vorne bis hinten starken Album belohnt.
01. Greened Eyed Monster
02. Strength
03. Skin to Skin
04. Stop
05. Traditional Punk Song
06. Raise My Glass
07. Part 2
08. Teresa
09. My Blood
10. Quality
11. The Pathetic Merry Go Round of Existence
12. Jamie
13. Bloodstains
14. I'm Ok
15. The Gospel of Love
16. Profiteroles
17. Disco Fever
18. Cyclists
19. Bloodlust
20. Summertime