Reinhard Kleist entwickelt sich immer mehr zu einem Chronisten der Musikgeschichte. Nach Johnny Cash („I see a darkness“) und Nick Cave („Mercy on me“) widmet sich der Wahlberliner in seinem neuesten Werk dem ebenso vielschichtigen wie einflussreichen David Bowie. Wie der Untertitel verrät, konzentriert sich „Starman“ dabei auf jene Jahre, in denen sich der Brite vom vielversprechenden Newcomer zum galaktischen Rockstar Ziggy Stardust entwickelte.

Wir schreiben das Jahr 1972. Es ist Januar und das Publikum bei den Auftritten von Bowie und seinen Spiders noch überschaubar. Doch schon bald werden wir Zeuge einer Transformation durch die Kraft der Musik. Ziggy Stardust zaubert leuchtende Farben in den trist grauen Alltag der britischen Jugend. Der außerirdische Musikmessias ist gelandet. 

Von Geschlechterrollen und sexueller Identität bis zum Verständnis von Rock und Pop: Ziggy provoziert, fordert heraus und befreit. Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein in diesem selbstgeschaffenen, fantastisch anmutenden Kosmos. Und so ringen bald Ruhm und Ego, Schöpfung und Schöpfer miteinander. 

Dass Kleist ein Meister der Comic-Biographie ist, hat er in der Vergangenheit oft genug bewiesen. „Starman“ macht hier keine Ausnahme. Visuell und erzählerisch ist diese Graphic Novel ein Leckerbissen. Der Autor und Zeichner hat mit Thomas Gilke einen perfekten Partner. Geschickt setzt jener knallig farbige Akzente in Kontrast zu hellen Brauntönen und nutzt seine Farbpalette so als dramaturgisches Mittel.

„Starman“ ist eine Graphic Novel, die auch Menschen gefallen dürfte, die sich normalerweise nicht mit Comics beschäftigen. Und das ist ausdrücklich als großes Kompliment gemeint! Die Fortsetzung „Low - David Bowie’s Berlin Years“ wird übrigens bereits hinten im Buch angekündigt. Wie schön!