Abfukk:
Keine Kompromisse mehr
Ein neuer Tritt in den Hintern aus dem Hause Abfukk in Form einer kleinen, selbstveröffentlichten Platte. Während die Stücke des Demos und der später neu gemischten (phänomenalen) Langrille aus einem Guss stammen, finden sich auf der dritten Veröffentlichung der Wegberger Hoffnungsträger vier brandneue Stücke. Bei Längen von ein bis zwei Minuten passen die bequem auf eine handliche 7". Vorne drauf ist Birne Kohl im Kampf mit Eierwerfern, was per se schonmal ulkig ist. Außerdem auch ein Hinweis darauf, dass es sich hier eher um Kunst frühzeitiger Prägung handelt, da die Saumagen-Ära ja schon ein, zwei KanzlerInnen zurück liegt.
Musikalisch wird das bereits beim ersten Song "Keine Kompromisse mehr" unterstrichen. Es gibt aggressiven, schnellen Punkrock der schnörkellos und rotzig ein wohliges Achtziger-Gefühl verbreitet, ohne dabei retro oder altbacken zu klingen. Retro ist übrigens ein Scheißwort! Mit zwei Minuten und vierzig Sekunden handelt es sich auch gleich um den längsten Titel der Platte, da darf auch noch ein Gitarrensolo rein. Klingt aber nicht aufgesetzt sondern cool. Lyrisch eine Kampfansage an alle Spießbürger und sonstige Anpasser.
Klassische Punker-Rollenverteilung gibt es auch im zweiten Lied "Mordlust", welches ohne es explizit zu sagen in slimiger ACAB-Tradition steht und der Schnauzbartpatroille in den dicken Bauch piekst. Hier schimmern musikalisch wieder die Hardcore-Referenzen durch, die schon das Album so abwechslungsreich machen. Alles sehr stimmig und geil! Auch hier gibt es sattes Gruppenbellen im Refrain, was wie bei dem Stück davor und danach für kräftige Live-Atmosphäre sorgt.
Das dritte Stück bzw. erste Stück auf der zweiten Seite "Kokskopf Baby" ist der Nasenpuderfraktion und den Disco-Sternchen gewdimet und auch hier regiert wieder Punkrock der alten Schule. Schön räudig, angepisst aber saueng auf den Punkt gespielt und so differenziert im Sound, dass man nichts vermisst, was ja bei einigen der "alten" Punkbands leider oft anders war bzw. ist. Und es bleibt auch wieder Zeit für ein knackiges Solo, trotz anderhalb Minuten Spielzeit. Groß!
Den Rausschmeißer macht "Ich brauch keinen Präsident", das sich gegen sämtliche Autoriätsfiguren von Bürgermeister bis Staatsrepräsentant richtet. Musikalisch wird wieder viel geboten - unglaublich, was trotz allen Straßenkötertums alles in vier Lieder bzw. knapp siebeneinhalb Minuten Gesamtspielzeit passt.
Insgesamt wirkt die Platte mit einem etwas punkigeren Flair ausgestattet als das Album, aber auch die Hardcorewurzeln kommen nicht zu kurz. Die Attitüde der selbsternannten Asi-Armee ist textlich wie musikalisch ein durchgehender, kompromissloser Mittelfinger gegen alles, was den Punker von heute wie gestern unterdrückt und bevormunden will. Aber glaubhaft und überzeugend. Endlich mal wieder Brandstiftermusik, die nicht nach Kalkül schmeckt!