"Ey Thrun, schreib doch mal bitte auch noch was zu unserer Platte, ich schick dir die auch zu!"
Nunja, was soll mensch machen, wenn sich jemand so bei einem anbiedert, außer nur nette Worte über diese Platte zu verlieren? Und obwohl Hotel Kempauski bei mir eh immer viel zu gut wegkommen, werde ich auch dieses Mal die Schallplatte nach den offiziellen und objektiven Bierschinkenkriterien reviewen, die da lauten: "Wenn ich es nicht geil finde, ist es scheiße!", "Früher waren die besser!", "Wenn alle das gut finden, muss es scheiße sein." und "Wenigstens sieht die Platte gut aus und auf dem Cover ist ein Tier zu sehen!".
Doch fangen wir vorne an, nämlich mit Seite 1, auf der sich als erstes KNUD VOSS aus dem wunderschönen Bargenstedt, welches in der Nähe von Tensbüttel-Röst, Odderade, Wacken und Hanerau-Hademarschen liegt, präsentieren. Glücklicherweise hat sich niemand aus der Band das Motto Albersdorfer Zeltfete auf die Fahnen geschrieben und überrascht stattdessen mit einer ziemlich eingängigen Form von leicht indie-angehauchtem Postpunk mit Orgelsound. Maritime Metaphern werdet ihr hier nicht finden, stattdessen eher das triste norddeutsche Gefühl, welches sich im Land zwischen Meeren von November bis April einstellt, gepaart mit einer klaren, unplakativen Ansage gegen rechte Idioten in Schimmeldecke. Und dieser geile Synthie. Großartig!
Auf Seite 2 gibt's hingegen keine Überraschungen, klingen HOTEL KEMPAUSKI aus Kiel doch genau wie immer, nämlich nach HOTEL KEMPAUSKI. Wieso mensch für diesen 80er Hardcoresound mit monotonem Gesang unbedingt 5 Leute in einer Band braucht, erschließt sich mir noch immer nicht, aber bei Hotel Kempauski isses nun mal so, dass viele Köche den Brei gut machen. Der schmeckt zwar nach Internettrollen oder Online Marketing Rockstars, aber den Refrain von O.M.R. könnt ich mir nicht nur wegen des Gastgesangs von Affenmesserkampf-Hannes bei eben jener Band auf Platte vorstellen, textlich wieder eine wahre Freude triefend-ätzender, ausgekotzter Ironie.
Bleibt am Ende nur noch die Frage offen, ob in Zeiten der globalen Vinylknappheit wirklich nur 4 Songs dieser 2 Dorfkombos auf 1 Platte gepresst werden müssen, und wieso außer der Gastsängerin in Dunkle Tetrade (LG Elly!) nur Typen am Start sind, aber naja, irgendwas ist ja immer.
Was sagen die Bierschinkenkriterien?
1. Es ist nicht scheiße.
2. Knud Voss waren mir früher unbekannt und Hotel Kempauski klingen eh immer gleich.
3. Wer außer mir findet das bitte gut?
4. Internettrolle sind auch eine Form von Tier und mit 'nem Schaf gewinnste eh. Schönes Artwort, und alles wie immer DIY inkl. Aufnahme bei Joyboy. Für das Bild auf der HotKemp-Seite kauft euch bitte einfach das Teil!
PS: Bargenstedt ist ca. gleich weit von Hellschen-Heringsand-Unterschaar bzw. Rehm-Flede-Bargen entfernt. Damit ihr auch mal was fürs Leben lernt.
Seite Herr Voss:
1. Knud Voss – Flugrost
2. Knud Voss – Schimmeldecke
Seite Firma Kempauski:
3. Hotel Kempauski – Dunkle Tetrade
4. Hotel Kempauski – O.M.R.