Selten kann ich eine Passage aus dem Begleitschreiben zu einem Album so 100 prozentig unterschreiben wie bei diesem: "Ich habe zu viel ALERTA ALERTA ANTIFASCHISTA auf Mainstream-Basis gehört. Das können andere gerne bierselig beim Rock am Ring mitsingen", formuliert kein Geringerer als Yok (früher Quetschenpaua). Auch ich habe im Prinzip nichts gegen ZSK und Konsorten, im Gegenteil, es ist durchaus wichtig mit plakativen Refrains eine Zielgruppe zu adressieren, die wohl ansonsten bierselig etwas ganz anderes mitgrölen würde. Tischlerei Lischitzki macht das aber unbequemer, nicht so eingängig, aber in Konsequenz auch authentischer. Die sieben Songs (Intro und 28463 sind rein instrumental) drehen sich ausschließlich um das Thema Antifaschismus, aus historischer und aktueller Perspektive. Mein Highlight ist hierbei ganz klar "Konzertanfrage", da es einerseits den etwas mühsamen Prozess darstellt, mit einem Veranstalter einen Gig zu verhandeln, um dann festzustellen, dass irgendwelche Grauzonenbands ebenfalls auf dem Festival spielen sollen. Somit ist der Gig in Konsequenz für die Tischlerei Lischitzki wieder geplatzt. Das ruhige Instrumental 28463 (die Häftlingsnummer von Robert Heinrich Salau) gefällt mir musikalisch richtig gut und bringt Abwechslung.
Musikalisch geht alles eher in Richtung Rachutsche Bands, einziger Kritikpunkt ist hierbei, dass mir die Songs generell ein bisschen zu lang sind - gerade am Ende ziehen sie sich ziemlich. Das ist aber nicht wirklich schlimm, da man die Längen braucht, um die Message rüberzubringen, was mir deutlich wichtiger erscheint, als knackig-kurze Punkrocksongs rauszudonnern.
Und dass der Albumtitel grammatikalisch falsch ist und als Doppeldeutigkeit verkauft wird, ist mir dabei auch egal.
Klare Empfehlung für "Wir Ahnen böses"!
1. Intro
2. Konzertanfrag
3. Feuer
4. Feldpost
5. Kein Vergeben
6. 28463
7. Blickdicht
8. Familiengeschichte
9. Outro