Aus Bielefeld stammt dieses Trio, das aus Julia, Hannes und Jonas besteht. Jonas war vorher in der Band RUINS zu finden, Julia und Hannes spielten zusammen bei POINTED. Weitere alte und aktuelle Bands sind MAYAK, GLOOM SLEEPER, PATSY O'HARA und SHOYU SQUAD. Vergangenes Jahr haben sie Dortmund im Rahmen der "Sommer am U" Konzerte besucht, im Gepäck dabei ihr erstes Demo, in Form eines Tapes. Leider habe ich sie verpasst, was mich nun nach dem Hören ihres ersten Albums, das kürzlich auf My Ruin und in den USA auf Dirt Cult erschienen ist, besonders wurmt.
Nach dem rein instrumentalen Intro Distance I, das wie eine tickende Uhr auf den Beginn der Platte hinarbeitet, geht es mit Liquified direkt stark los, führt die Hörer:innen aber auch auf eine falsche Spur da der Anstrich hier noch nicht ganz so tiefschwarz ist wie er in den folgenden Minuten noch sein wird. Um als reine Post-Punk-Band kategorisiert zu werden, ist der Sound der drei meiner Meinung nach zu schnell, kräftig und kratzig. Trotzdem warten die elf Titel alle mit einer für den Post-Punk typischen Düsternis auf, Bass und Drums sind dumpf und wabern etwas, die Gitarre flirrt und kreischt und alle Songs versprühen eine gewisse Melancholie. Beim Gesang wechseln sich alle drei ab, was natürlich mit einem größeren Facettenreichtum einhergeht. Wunderbar umgesetzt zum Beispiel bei Creation and Decay das sich ermächtigt in psychedelisch rockige Sphären aufzusteigen, ähnlich zu denen, in den sich FUCKED UP bewegen. Vielleicht der herausragendste Song auf dem Album, neben Clockworks mit seinen polternden, nach vorne jagenden Drums und Wading mit seiner messerscharf schneidenden Gitarre. Was nun nicht bedeuten soll, dass der Rest der Songs gewöhnlich und durchschnittlich ist, ganz im Gegenteil. Dem Eingang bereits erwähnten Distance I folgen noch zwei weitere gleichnamige Songs, nicht alle davon rein instrumental, dafür eint sie allesamt, dass sie eine Atmosphäre schaffen, die die sowieso schon vorherrschende Kälte noch zusätzlich unterstreicht beziehungsweise sie perfekt einrahmt.
Um noch ein wenig Namedropping zu betreiben, werfe ich hier mal so Namen wie WIPERS, von denen ein Bandmitglied passenderweise ein Shirt auf den Promofotos trägt, oder wesentlich jüngere deutsche Bands wie COLD oder die ersten Veröffentlichungen von HYSTERESE in den Ring. Gerade die letztgenannten könnte als die Bruder- oder Schwesterband der Bielefelder durchgehen. Man vergleiche nur die Songs von HYSTERESE mit Dependence von DEAD YEARS. Wer die hier keine fast zwillinghafte Ähnlichkeit hört, sollte sich mal gehörig den Schmalz aus den Ohren ziehen lassen.
Für mich eines der stärksten Debüts einer noch so jungen Band in den letzten Jahren. Bitte nicht aufhören! Vielleicht verschlägt es die Band in den nächsten Monaten wieder in die Nähe von Dortmund, sodass ich nach der verpassten Möglichkeit vom letzten Sommer dieses Jahr in den Genuss komme, mich live von ihnen schwindelig spielen zu lassen.
01. Distance I
02. Liquified
03. Able to run
04. Wading
05. Dependence
06. Creation and decay
07. Distance II
08. Breath of Clarity
09. Cloaks
10. Clockworks
11. A Dead truth