Irgendwo und irgendwann habe ich mal diese treffende und von mir hier frei übersetzte Beschreibung über DRUG CHURCH gelesen: "ein Haufen Hardcore-Kids die versuchen wie die PIXIES zu klingen und der Besoffene aus der Nachbarschaft übernimmt dabei die Vocals". Dem wäre zunächst eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, um die Band hinreichend zu beschreiben. Nachdem ich mich 2018 in das Album Cheer verliebt hatte, das auf eine beeindruckende Art und Weise die Wucht und die Brutalität des Hardcore mit der sowohl melodischen als auch melancholischen Seite des Grunge verband, war ich nun gespannt ob auch das neue, nun schon vierte Album der Ex-SELF DEFENSE FAMILY Gang aus Albany, im amerikanischen Bundesstaat New York, wieder so ein Brecher werden würde.

Es dauert nur wenige Sekunden und mit dem ersten Erklingen der brachialen Gitarrenwände von Fun's Over weiß ich schon, dass Hygiene in keiner Weise hinter Cheer abstinken wird. Wieder einmal verweben sie meisterhaft massive, bratende Riffs mit verspielten Melodien, aufgebrochen vom facettenreichen Gesang von Patrick Kindlon, der von mehrschichtigem Singen bis hin zu aggressivem Geschrei reicht. Man stelle sich einen Soundteppich vor, in dem die Gitarren zwitschern wie ein kleiner süßer Singvogel, der von seinem Ast herunter trällert bis zu dem Punkt, an dem er mächtig Gegenwind von einer orkanartigen Böe bekommt, die sich erst über sein Zwitschern legt und irgendwann den ganzen Baum umreißt. Ein erstes Highlight, nein, vielleicht das größte Highlight dieses nur 26 Minuten langen Albums ist der Song Million Miles Of Fun, der die Beschreibung und das Namedropping in der Einleitung dieser Rezis dermaßen unterstreicht, dass diese fast schon unerhört punktgenau ins Schwarze treffen. Wenn es auf diesem Album einen Trademark-Song gibt, dann ist es dieser. Weiter geht es mit post-punkigen Detective Lieutenant, ein weiteres Highlight auf Hygiene und dem bissigen, leicht metallastigen World Impact, das nach fetten, stampfenden Riffs am Ende in feinster TURNSTILE-Manier zum kompletten Ausrasten animiert.

Alle Songs nun hier im Einzelnen aufzuschlüsseln würde zu weit gehen, nehmt euch die knappe halbe Stunde Zeit und lauscht mal rein, aber lasst euch gesagt sein, dass sich die wahre Größe dieser Band und dieses Albums vermutlich nicht in einem Durchlauf erschließen lässt. Dafür passiert hier einfach zu viel, das ist wie mit einem Wimmelbild, das braucht ebenfalls eine Zeit der Betrachtung, bis man auch das letzte Detail entdeckt hat.