Die Zeit, auf denen mensch lange auf ein Lebenszeichen der Londoner*innen, respektive Harrower*innen warten musste, ist zum Glück längst Geschichte. Mit "Crepuscolo dorato della bruschetta borsetta calzetta cacchetta trombetta lambretta giallo ossido, ooooooh cosi magnifico!" beweist SNUFF-Köpfchen und Geschichtenerzähler Duncan Redmonds, dass er auch nach kaum zu glaubenden 57 Lebensjahren in Sachen wahnwitzige Albumtitel noch längst nicht am Ziel seiner Reise ist. Besetzungsmäßig hat sich nach dem Ausstieg von Lee Erinmez 2019 auch was getan, so dass z.B. neben Duncans Bruder Dave an der Trombone jetzt auch dessen Tochter Flo per Saxophon das Blechteam (zzgl. Oli an der Posaune) im Studio und - so oft es geht - auch live erweitert.
Was unterm Strich dabei rauskommt, ist ein wunderschöner nicht enden wollender Traum: Ein fabelhafter, teils mit Orgel untermalter, mal schnellerer, mal weniger schneller, unvergleichbarer Snuff-Motown-Punk-Sound, der mir seit 1989 eine Dauergänsehaut bereitet.
10 Tracks (25:22 Minuten) sind auf dem neuen Album und ich könnte es mir leicht machen und darauf verweisen, dass Snuff Album für Album und immer wieder aufs Neue so dermaßen qualitativ abliefern, so dass ich noch nie die Befürchtung hatte, dass sie ihren Zenit irgendwann mal überschreiten würden. Und doch fällt mir in meinem euphorisierten Zustand was auf: "Crepuscolo dorato della bruschetta borsetta calzetta cacchetta trombetta lambretta giallo ossido, ooooooh cosi magnifico!" erscheint mir hier und da ein kleines fisselwenig rauer als die letzten Gesamtwerke, was möglicherweise daran liegt, dass das Album zunächst in klassischer 3er-Formation eingespielt wurde, bevor Bleche und Orgel nachträglich dazu kamen. Möglicherweise liegt es aber auch an meiner wackeligen Bluetooth-Verbindung, haha. Das ist weder besser, noch schlechter, als gewohnt, sondern schlichtweg genau die SNUFF, die ich liebe, wie doller nicht mehr geht.
Erwähnt werden sollte auch, dass es bei Duncan Redmonds selten ohne Coverstücke geht. Wo ich bei anderen Bands gelegentlich angenervt bin, freue ich mich bei SNUFF über jede ihrer genialen Umsetzungen: Dieses Mal wird Curtis Mayfield und sein "Hard Times" zu diesem Zwecke würdevoll geehrt.
"Crepuscolo dorato della bruschetta borsetta calzetta cacchetta trombetta lambretta giallo ossido, ooooooh cosi magnifico!" erscheint am 22.04.2022 wie zuletzt wieder gewohnt auf dem bandeigenen "10 Past 12 Records" sowie auf dem österreichischen Label SBÄM! in diversen Ausführungen: mal einfarbig, mal gesplattert und völlig farbenunabhängig so dermaßen tanzbar, dass ich jetzt leider (sic!) direkt wieder aufspringen und Rezi Rezi sein lassen muss. Ich habe ja immer so ein klein wenig Probleme mit dem Begriff "Hymne". Aber bei Songs wie "Lemon Curd" schießt mir das direkt durch die Hirnrinde und ich weiß nicht, wie mensch da sitzen bleiben soll. Ein Song, der alleine in sich schon so viele Momente der Begeisterung in mir auslöst, obwohl ich überhaupt keine Ahnung vom Musik machen habe: Ein Song, der nach einem fast schon hippiesk-schmusigen Beginn nach wenigen Sekunden in eine Melodie eskaliert, die mich einfach nur mit Tränen der Rührung zurück lässt und den schlichtweg nur SNUFF zustande bringen können. Sie meinen ich übertreibe? Mitnichten!
Quintessenz: "Crepuscolo dorato della bruschetta borsetta calzetta cacchetta trombetta lambretta giallo ossido, ooooooh cosi magnifico!" ist einmal mehr ein Lebenselixier für freundliche Subkulturmenschen von jung bis alt, der (so lange nicht als Vinyl vorliegend) so schnell nicht aus meinem VCL-Player (oldschool!) verschwinden wird.
Boahr, danke, ey!
01. Looks Alright From Here
02. Green Glass Chippings
03. One Of Those Days
04. Fish N' Chips
05. Hard Times
06. Barba Gelata
07. Lemon Curd
08. Stolen From View
09. Small F
10. Bing Bong