Teil 1 (Review von Kiki):
"Braucht es heutzutage wirklich noch Punkrock?"
Diese Frage stellt sich der Promotext direkt zu Anfang und obwohl diese Frage von Kackschlacht ja schon hinreichend besungen wurde, haben auch SICK OF SOCIETY sich noch einmal die Mühe gemacht, den Finger immer und immer wieder in die selben kleinen Wunden zu legen, die sich ständig neu entzünden und weiter vor sich hineitern würden ohne Behandlung
Das Thema "Gentrifizierung" macht auch in Süddeutschland nicht Halt, Menschen flüchten weiterhin vor Krieg und Elend nach Europa und werden hier behandelt wie Dreck, Corona-Idioten, ach die Liste ist einfach zu lang um NICHT mehr darüber zu singen.
Obwohl "AQ-Punk-Tur" das gefühlt 15. Album der Band ist, gibt es doch die eine oder andere Neuigkeit. Der in den Anfangstagen der Band auf den Alben vorkommende Mix aus deutschen und englischen Texten wird schon länger komplett Richtung deutscher Lyrics gefahren und ich meine auch kleinere Keyboardeinsätze gehört zu haben. Mit der Stimme des Sängers tue ich mich in einigen Songs etwas schwer, da phasenweise etwas monoton. Die Stücke, wo Unterstützung von den anderen Bandmitgliedern kommt, sind zugleich auch meine Favoriten. Namentlich zu nennen der Titeltrack (Achtung,ziemlicher Ohrwurm!) , "Sklaven des Systems" oder "Deine Sache".
Den Song "Gentrifiziert" findet man auch als Video (mit u.a. Gastauftritten von Alarmsignal- und Graupause-Mitgliedern) im Netz.
Fazit: Ein weiteres Album der alten Männer aus dem Süden (sorry Olli ;-)), die nicht müde werden, das was ihnen Spaß macht, konsequent fortzuführen. Solide Sache!
Teil 2 (Review von Roland der Voland):
Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie ich an Sick of Society gekommen bin. Auf jeden Fall habe ich die Niemals wie der Rest CD bei mir im Schrank stehen, bzw auch schon oft laufen gehabt. Die Band mag ich also. Warum die beiden letzten Alben dann komplett an mir vorbei gegangen sind, ist mir ein Rätsel. Aber jetzt gibt es ja wieder neuen Nachschub.
AQ-Punk-tur (haha) erfindet das Deutschpunk-Genre natürlich jetzt nicht unbedingt neu, ist aber auch weit entfernt vom plumpen gröl/sauf/ufftauffta Deutschpunk. Die Texte sind, wie ich es von ihnen kenne, sehr sozialkritisch und politisch. Und zwar die eher sehr direkte Sorte und nicht irgendwie verklausuliert, aber auch nicht zu parolenhaft. Wobei, schon ein bisschen. Aber nicht schlimm.
Also von den Texten abgesehen, wie relevant ist heute Deutschpunk einer mittelalten Truppe noch? Naja, also den durchschnittlichen 17 jährigen (Punk)Menschen werden sie wohl kaum von Netflix losreißen. Aber eingestaubt ist die Musik Mitnichten. Nicht nur hat das Album die eine oder andere eingängige Melodie zu bieten, der Wechselgesang der Sänger, die einen recht unterschiedlichen Gesangsstil haben, trägt auch einiges zur Abwechslung bei. Dazu gibt es immer mal wieder einige Spielereien zu hören, hier und da mal so`ne Elektromelodie, ein kurzer Sprechgesang (Wir sind immer noch hier), ein Saxophon (Herzlich willkommen), oder auch mal ne leichte Metal-Kante (Antisocial Media).
Wenn ich heute noch Deutschpunk höre, dann sehr gerne so. Da geht sogar der balladeske Mutmachsong zum Abschluss gut rein.
01. Gentrifiziert
02. Refugees Welcome
03. AQ-Punk-tur
04. Wir sind immer noch hier
05. A im Kreis
06. Brüder im Geiste
07. Widerstandsbeamter
08. Herzlich willkommen
09. Antisocial Media
10. Deine Sache
11. Krieg
12. Alles was Du has(s)t
13. Sklaven des Systems
14. Ihr kriegt uns nicht klein