Nun ist es also auch so, dass es im furchtbaren Bad Oldesloe - gesprochen LOH, nicht LÖ, leider -, der Melange aus dem Schlechten von Hamburg gepaart mit der Provinz um Lübeck, doch irgendwie akzeptable Musik gibt. In Bad Oldesloe ist nicht nur das/der?/die? Mastermind hinter dem Commander Nilpfred (sic!), welcher auf den Namen Schlagerbernd getauft und der eben noch im Brot interviewt wurde, beheimatet, nein, es ist auch die Heimat eben jener mit Akustikgitarre ausgestatteten Punkband und ihren poppigen Melodien.
Ich hätte mir das Schreiben dieses Reviews alles auch einfach sparen sollen und ihr (witziges) Pressescheiben abtippen oder das Review im aktuellen Brot (an dieser Stelle betone ich, kein Geld vom Brot zu erhalten) kopieren können, damit wäre schon alles gesagt.
Der Commander macht unterhaltsame, wirklich lustige, nicht zu alberne poppige Punkmusik mit genau der Menge Indie, dass es trotzdem noch als Punk durchgeht. Die Ursprungsidee war wohl, unbedingt die Akustikklampfe in den Vordergrund zu stellen. Wieso sich jemand das wirklich wünscht, weiß ich nicht, aber die Umsetzung ist erstaunlich gut geglückt. Hier mal ein Schellenkranz dazu oder ein wenig Lalala, aber bevor der Commander die falsche Ausfahrt nimmt, kommt die kratzbürstig-nölige Stimme um die Ecke, nimmt die Punkinstrumentefraktion mit und gibt rechtzeitig genug Gas, um in die Spur zu bleiben. Die führt uns schnurgerade in Richtung "Ich find vieles Kacke und lasse euch das wissen"-Hausen. Find ich ja generell super, wenn in Songs gut verpackt alles durch den Kakao gezogen wird. Ob nun SUVs (einfach), Instagrammenschen (bin ich auch, danke!), Bad Oldesloe an sich leider nicht (Insidejoke!), Lebe-Liebe-Lache-Sprücheandiewandmaler*innen (schlimm!), Reichsbürger*innen. Ihr kennt den Drill. Liest sich jetzt nicht arg kreativ, aber sind nun mal alles schlechte Menschen, abgesehen vom SUV, das ist ein schlechter Gegenstand.
Unaufgeregte Popsongs, irgendwo zwischen Kölner Schule um Knofa, Supernichts und Chefdenker ohne Countryscheiße und irgendwas anderem, von mir aus Weezer, wie es Yannig ganz treffend in seinem Review formulierte. Und nochmal: Erstaunlich witzig, erstaunlich kurzweilig, und wenn Panik Panzer und jemand von Kazimir Gastauftritte haben, scheint das auch generell bei anderen gut anzukommen.
Aufmerksames Textelesen ist empfohlen, finden sich doch immer wieder kleine Highlights des gehobenem Abscheus:
Das hier ist keine Themenpark, Dein Mascarpone ist nur Magerquark, auch wenn Du ihn auf Insta mit uns teilst.
(Carpe Diem)
Ach, komm schon Benni, ach, komm schon Mieze. Ist das noch unkritische Selbstbetrachtung oder schon freiwillige Selbstverachtung?
(Mieze & Benni)
1. Fick das System 01:09
2. Rothenfeld 01:27
3. Carpe Diem 02:15
4. Knapp 03:01
5. Über den Wolken 02:45
6. Armageddon 02:15
7. Wir Müssen Reden 01:55
8. All die Ganzen Jahre (feat. Eric von Kazimir) 02:41
9. Hier entsteht Ihr Zugang zur digitalen Welt 00:08
10. BRD GmbH 02:39
11. Heiter 00:54
12. 1.000 Panzer (feat. Panik Panzer) 03:00
13. Mieze & Benni 03:09
14. Du Hast Recht 02:08
15. Du hast (Schon Wieder) Recht 00:20
16. Safeword 02:51