Sehr umtriebig ist das Major-Punklabel aus Dortmund und Berlin im Moment. Das Label, das mit Bierschinken (das ist die Internetseite, auf der du dich gerade befindest), eng verbandelt ist, dessen Platten aber trotzdem auffallend oft beim Review-Marathon landen, bei dem oft die Sachen besprochen werden, die schon eine ganze Weile in den Redaktionsräumen herum schimmeln. Immer wieder hörte man in den letzten Wochen von neu gesignten Bands (The Melmacs, SOKO Linx, OXMO) und neuen Platten, die auf eben jenem Label erschienen sind (Spandau), so erreichte mich auch vor kurzer Zeit die Ankündigung, dass die schwedische Band TEAR THEM DOWN ein Album auf Bakraufarfita veröffentlichen wird. Kurz reingehört, als genau mein Ding angesehen und für gut befunden und somit im Anschluss direkt den Entschluss gefasst, mich für eine Rezension anzumelden. Wie gesagt, die Übergänge von Bierschinken zu Bakraufarfita sind fließend, so viel darf hier, glaub ich, verraten werden, ohne dass dies irgendjemanden noch allzu sehr überraschen sollte, davon zu erfahren. Durch diese Vetternwirtschaft könnte man mir als Rezensent nun eine Voreingenommenheit und Befangenheit unterstellen, dem ist aber wirklich nicht so. Ich wurde auch gar nicht bestochen! Ok, vielleicht ein bisschen. So wurde mir das Album nicht in popeligem schwarzem Vinyl zugestellt, sondern im schmucken blau/schwarz gesprenkeltem Vinyl. Sehr nett war auch, dass Dennis in seiner Rolle als Mit-Labelchef und Zusteller die Platte beim Bierschinken Festival im Dortmunder FZW den Großteil des Abends für mich aufbewahrte und mir dann eine Zeit lang damit hinterhergelaufen ist, nur damit ich sie schlussendlich am Ende der Nacht in Dortmunds einziger Kneipe mit Bezug zu Punk, der Hirsch-Q, liegen lassen konnte. Zum Glück rettete die mir freundschaftlich verbundene Melle, ihres Zeichen Tresendame in der Hirsch-Q, die Platte vor den gierigen Fingern irgendwelcher Stinke-Punker, sodass ich sie nun wieder in meinen Besitz zurückführen konnte.
Nun endlich dreht sich also das Vinyl gleichmäßig auf meinem Plattenspieler und ich kann somit auch beginnen, meine Plattenkritik zu verfassen. Schon von Beginn an wird der erste gute Eindruck, der dann in einer Besprechung gemündet ist, bestätigt. Das Album startet mit einem totalen Brecher (Save Your Last Breath), der eine Mischung aus HC/Punk, Song und Intro ist, um dann im gleichen Stil weiter zu preschen. Schnell wird klar, das die Vorbilder hier eindeutig in den USA liegen. In knapp drei Minuten schaffen sie es dabei, ihren Sound stetig zwischen Hymne und Hardcore pendeln zu lassen. Bei Brown Bag klingen sie sogar kurz mal wie RANCID auf ihrem 2000 erschienen selbstbetitelten Album. Einige Songs später hört man dann eher ANTI-FLAG als Einfluss heraus (Tell Me Something), jedoch in einer wesentlich härteren Version. Der Song ist an alle die gerichtete, die es nicht lassen können, einem von ihrem ach so perfekten Leben vorzuschwärmen, obwohl man sie gar nicht darum gebeten hat. Doch die Nennung dieser vermeintlichen "Vorbilder" soll nicht bedeuten, dass die Band nicht genügend eigene Ideen mitbringt, dem ist nämlich gar nicht so. Allen, die ein Ohr riskieren, denen kann ich massig coole Melodien und Hooks versprechen und zudem ganz viel Power. Hier tropft die Energie förmlich aus jeder Pore! Was auch auffällt, ist, dass die Platte durchweg gut produziert ist, alles pumpt und hat ordentlich Druck außerdem sind sämtlich Instrumente gut akzentuiert und klar herauszuhören, ohne dass dabei der leichte Dreckfilm, der an den Songs klebt, abgewaschen wurde. Lohnt es noch zu erwähnen, dass die Texte sowohl Persönliches, Politisches als auch Gesellschaftkritisches beinhalten - eigentlich nicht oder?
Das schön anzusehende Cover und der Comic im Inneren rundet das Paket ab. Top-Veröffentlichung! Vielleicht sollte Bakraufarfita öfter seine Augen in den Nachbarländern aufhalten, wer weiß, was für kleine Diamanten sie noch ausgraben!
01. Save Your Last Breath
02. Sacrifice
03. Demons in Disguise
04. Total Control
05. As We Go Down
06. Brown Bag
07. This Won't End Well
08. Kyoto Nightmare
09. Victimized
10. Wasting
11. Tell Me Something
12. Bridges Burn
13. Thrill of Death