Wer seine Zeit gerne in den obskuren Ecken der Popkulturgeschichte verbringt, weiß, dass hinter so manchem One-Hit-Wonder eine unerwartet spannende Geschichte steckt. Und um genau so einen Fall handelt es sich bei John Paul Larkin alias Scatman John.
Das Stottern ist die größte Hürde im Leben des jungen John und seine Liebe zum Alkohol folgt knapp dahinter. Viele Jahre schlägt sich der mäßig erfolgreiche Jazzmusiker mehr mürrisch als erfüllt durchs Leben, bevor er entschließt, mit Ende 40 einige Dinge grundlegend zu ändern. Ein Umdenken, das sich lohnen soll.
1988 lernt Larkin, zu diesem Zeitpunkt seit zwei Jahren nüchtern, bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker die Tochter des berühmten Komponisten Jimmy McHugh kennen. Dessen Lied „On The Sunny Side Of The Street“ liefert dann auch den Titel des Kapitels. Und ab hier beginnt sich das Schicksal Larkins zu wenden. Die beiden verlieben sich, heiraten und begeben sich auf eine ausführliche Reise durch Europa, die schließlich ins Studio des Produzenten Tony Catania nach Bottrop führt. Scatman John erblickt das Licht der Welt und katapultiert Larkin mit einem beinahe unwiderstehlichen Ohrwurm europaweit an die Spitze der Charts.
Jeff Chi, Baujahr 1993, erzählt aus der Perspektive eines neugierigen Nachgeborenen, der 2009 über das Internet auf den Scatman stieß. Verschont vom Erleben der kurzen Hochphase des Euro Dance, kann er sich einen verklärten Blick auf die Musik von Scatman John erlauben. Der Fokus von Chi liegt ohnehin eindeutig auf der äußerst erzählenswerten Lebensgeschichte. Man spürt viel Wärme und Liebe für die von ihm portraitierte Figur, die sich auch in den fröhlichen Zeichenstil überträgt.Visuell könnte der Cartoon-Stil eines Mawil als Vorbild der bunten, mitunter kindlich anmutenden Zeichnungen gedient haben.
Ein ungewöhnliches Thema und die sympathische Umsetzung machen diese Comic-Biographie zu einer Empfehlung. Insbesondere für Menschen die üblicherweise einen großen Bogen um 90er Partys machen.