Mal ganz ehrlich, wer liest eigentlich noch Rezis? Hört nicht heutzutage jeder Mensch nur noch Podcasts? Ist das Verfassen einer solchen in den Zeiten, in denen wir alle leben, in der so gut wie alles irgendwie und irgendwo im Netz verfügbar ist, überhaupt noch sinnhaft? Wo sich doch jeder Mensch einen Eindruck von der vorliegenden Musik machen kann, bevor der Satz, den ich hier begonnen habe, von ihm zu Ende gelesen wurde? Nutzen LeserInnen noch Rezis als Informationsquelle und Kaufempfehlung, oder nutzt es eigentlich nur noch Band, Label und Vertrieb als Werbung? Wo wir beim nächsten Punkt sind, lohnt sich der Aufwand in einer solch schnelllebigen Zeit überhaupt noch, einen ellenlangen Text über ein Album, das nicht mal die halbe Stunde Spielzeit knackt, zu verfassen? Liest das wer? Wo ich doch selbst schon schnaufe und dreimal überlege, ob ich das nun grade wirklich zeitlich schaffe, den mit "Lesedauer 2 Minuten" gekennzeichneten Text auf Seite XY zu lesen. Von der Frage mal ganz abgesehen, ob Musik im Allgemeinen oder ob das Machwerk einer Band im speziellen, die dort wahrscheinlich viel Arbeit und Geld reingesteckt hat, hier von so einem unmusikalischen Schnösel wie mir wirklich objektiv bewertet werden kann und sollte? Ist das Bewerten nach gesellschaftlich akzeptierten Normen überhaupt vereinbar mit der Punk-Ethik?
Fragen über Fragen und ich kann sie alle nicht wirklich beantworten. Ich möchte es trotzdem heute mal ganz kurz und knapp versuchen, nach der Vorstellung der Band werde ich das Album in 240 Zeichen rezensieren, das sind genau so viele Zeichen, wie ein Twitter-Tweet hat. Viel mehr liest doch heutzutage wirklich kein Mensch. Also los:
ROTTEN MIND sind eine Band aus Uppsala, bestehend aus Jakob, Victor und Johan, die alle in Schweden aufgewachsen sind, und Liz, die vor drei Jahren aus Chicago nach Schweden gezogen ist und nun in der Band den Bass bedient. ROTTEN MIND haben bereits vier Alben aufgenommen, das Erste davon "I'm Alone Even With You" im Jahr 2015. Fünf Alben in nicht mal 7 Jahren, eine sehr umtriebige Band also. Da mir die Band bisher unbekannt war und ich allgemein nicht auf eher düstere Musik stehe, kann ich wenig bis gar nichts über die vorhergegangenen Alben sagen.
AB HIER NUN DIE KURZREZI IN 240 ZEICHEN. LESEDAUER 1 MINUTE:
Geschmacklos? Im Gegenteil! Dark Wave, 77 Punk und Post-Punk grandios verbunden. Moderner Sound verwurzelt in den 80ern. Spitze Gitarren, wummernder Bass. Triefende Melancholie trifft Verzweiflung. Hauptthema: Lost in Life, born to lose! Top!
Wenn Sie es bis hierhin geschafft haben und dabei den ganzen Text gelesen haben, danke ich Ihnen aufrichtig für Ihre Aufmerksamkeit.
01. Inflammable
02. Serpent Eyes
03. Die Young
04. (I Ain't) One to Talk to
05. No Dedication
06. Unflavored
07. Empty Generation
08. Lose Lose
09. Mysterious Man
10. Drifter
11. Degererates
12. Filled With Poison