Nach surfigem Garagepunk gibts in diesem Teil Hardcore-Punk aus Akranes. Alle Mitglieder der Band sind auch in "Snowed In" aktiv und spielen dort deutlich melodiöseren Punkrock mit englischen Texten und Folk-Einschlag (fast schon bisschen Richtung Frank Turner). Gaddavir wurde zunächst nur für einen Musik-Contest gegründet, aber (zum Glück) weitergeführt. Nach einem Streaming-Demo kam ne EP und Singles und das erste Album. Die "x" um den Bandnamen sparen sie sich inzwischen. Vegan-Straight-Edge ist aber immer noch aktuell.

Naðra empfängt den Hörer mit wunderschön angepisstem Gebrüll. Der Energielevel ist gleich am Anschlag und man sieht die Circle-Pits schon vor sich. Sonst geht es mir bei Hardcore-Punk oft so, dass sich nach drei, vier Liedern etwas Ermüdung einstellt. Gaddavir schaffen es aber die gelegentliche Eintönigkeit des Genres zu umgehen. So z.B. in Heimabæjarhetja oder im Intro von Engin leið út. Im Laufe des Albums zeigen sich immer mehr Facetten des Bandsounds. Gekonnt wird mit bekannten Versatzstücken jongliert, während immer wieder ein tolles Riff, Solo oder auch eine Variante beim Gesang dieses tolle Album auflockern und das Ohr bei der Sache halten. Kaum zu glauben, dass das die Leute sind, die in ihrer anderen Band wirklich GANZ andere Töne anschlagen.

Bei Kveðja wird das Tempo runtergeschraubt, der Sound etwas metallischer und walzt sich von einem Gänsehautmoment zum Nächsten. Großes Plus der Band ist das Weglassen von Scheuklappen, was man schon an der Split-Single mit dem Elektronik-Projekt AAIIEENN 2018 sehen konnte. Jóhann Stadium holt einen dann wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und pustet das letzte bisschen Ohrenschmalz aus den Lauschern. Das Stück könnte auch von Terror sein. Traditionell können sie also auch.

Absolut kurzweilige 10 Songs, nach denen man kurz durchschnauft, nur um die Platte umzudrehen und nochmal die Nachbarn zu nerven. Meine derzeitig liebste schlechte Laune-Platte.

BONUS: Beim Recherchieren bin ich auch noch auf diese Epidsode des "Hold your Ground" Podcasts mit Bandmitglied Kristján gestoßen, in dem man mehr über die Bands und die isländische Szene erfährt.