Island-Special
<<vorheriger Teil - Teil 4/4 - das war's!
Kommen wir am Schluss zum Anfang, handelt es sich bei Vonbrigði doch um eine der ersten Punkbands Islands. Die hier besprochene Veröffentlichung ist ein Re-Release ihres Albums Studio Hana-gal, auf dem Aufnahmen aus den Jahren 82-85 zu hören sind. 2014 wurde die Aufnahme vom Sänger remastered, ergänzt und in mit z.T. handgezeichnetem(!) Artwork und Linernotes sehr liebevoll in Kleinstauflage als CD-R wiederveröffentlicht. Nun ist diese Version auch regulär auf Vinyl und digital erhältlich. (Ohne die tolly DIY-Handarbeit)
Vonbrigði wurden 1980 gegründet und lösten sich 1985 wieder auf. Seit 2004 gibts die Band mit einem weiteren Gitarristen wieder und scheint so semi-aktiv zu sein. Die Band ist ein Vorreiter und Wegbereiter der isländischen Punk-Szene und lokal recht bekannt. Spätestens mit ihrem Auftritt im sehr empfehlenswerten Film Rock in Reykjavik waren sie in aller Munde. Am bekanntesten wird wohl die "Hymne" auf ihre Heimatstadt sein. International haben wohl die wenigsten von der Band schon einmal was gehört. Aber vielleicht hört der/die ein oder andere Lesende mal rein (das Album kann man komplett auf Bandcamp anhören).
Wie viele der frühen Punkbands Islands ist hier ein gewisser Wave-Beifang spürbar. Es wird durchaus selbstbewusst aus dem damals noch brandneuen Sound ein eigenes Süppchen gekocht. Der Bass wummert, die Gitarren dengeln schräg und der skandierende Gesang macht das Bild komplett. Insgesamt alles eher rhythmusorientiert statt melodisch. Da es sich um Aufnahmen aus einem Zeitraum von drei Jahren handelt, ist auch die Bandbreite der dargebotenen Songs recht groß. Zum Teil orientiert man sich noch in einigen wenigen Songs am klassischen 77er Punk, der Großteil schlägt dann aber die Richtung Post-Punk ein. Irgendwie hat mich das alles sehr an manche SST Bands der 80er erinnert (minus Descendents oder Black Flag oder so). Zu den Texten kann ich leider wenig sagen. Zumindest der von "O, Reykjavik" liest sich in der Online-Übersetzung aber recht beißend. Nörgelige Spießer waren wohl auch im Island der Früh-80er eine schöne Zielscheibe.
Meine musikalische Baustelle ist das alles eigentlich nicht so sehr und zum Nebenbeihören eignet sich das Album auch nicht wirklich finde ich. Was es aber von anderen "Opa erzählt vom Krieg" Alben unterscheidet, ist die deutlich spürbare Energie mit der es hier vor sich hin scheppert und sägt, sowie die Songs die (die nötige Aufmerksamkeit vorausgesetzt) einem trotz Dissonanzen im Ohr hängen bleiben.
Das Remaster klingt einfach fantastisch. Ich habe nur online ein paar alte Versionen der Songs gefunden und die neue Abmischung zeigt einfach, wie es gemacht wird. Die Charakteristik der Songs bleibt bestehen, auch wenn drumrum aufgeräumt wurde. Der Sound ist warm und sauber, aber trotzdem nicht unpassend clean. Schön, dass es nicht nur bei der kleinen CD Auflage geblieben ist. Wer also Bock hat mal ein bisschen in der Punk-Historie Islands zu stöbern, findet hier einen hervorragenden Anfang.
<<vorheriger Teil - Teil 4/4 - das war's!
A1 Vonbrigði
A2 Slys
A3 Hemmi Hlemmella
A4 Mr. Pop
A5 Targaret Matcher
B1 Þeir Kalla Á Þig
B2 6ý
B3 Mannskepnur
B4 Breiðholt
C1 Skítseyði
C2 Börnin Þín
C3 Vilti Tryllti Villi
C4 Sjálfsmorð
C5 Ó, Reykjavík
C6 Xmerr
D1 Kjöt
D2 Þið
D3 Appelsína
D4 Bömmer