Ihr werdet es wahrscheinlich schon vernommen haben, vor kurzer Zeit hat NOFX-Frontmann Fat Mike mal eben kurz und knapp in einer Antwort auf eine Frage eines Fans das Ende von NOFX angekündigt. Mittlerweile hat er seine Aussage schon wieder etwas relativiert und das auf 2023 datierte Ende der kalifornischen Kultpunkband ein wenig weiter nach hinten verschoben. Im nächsten und übernächsten Jahr sollen noch einige Konzerte rund um den Globus stattfinden, auf denen sie noch einmal all ihre Songs spielen wollen, genügend Songs für ein oder mehrere Alben hat er wohl auch noch auf der Halde liegen und von den Abschiedskonzerten soll es laut Mike auch noch Aufnahmen geben. Danach sei aber Schluss. Langsam habe er keine Lust mehr, nach 40 Jahren Bandbestehen und 55 Jahren, die er selbst schon auf der Uhr hat, immer weiter den Clown zu spielen. Er wolle einfach mal etwas anderes machen und habe keine Lust mehr "Fat Mike" zu sein. An weiteren Projekten, denen er sich dann widmen kann, mangelt es ihm ja nicht. Unlängst machte er immer wieder mit seinem Vorhaben, ein Punkrock-Museum zu eröffnen, von sich hören. Dies soll nun auch tatsächlich Anfang 2023 in Las Vegas seine Tore öffnen. Weiterhin wird er wohl auch für sein Label Fat Wreck tätig sein und dort Bands signen und produzieren. Außerdem hat er mit Sam King, dem Sänger von GET DEAD, und weiteren ein neues musikalisches Eisen namens CODEFENDANTS im Feuer, bei dem er involviert ist. Ganz von der Bildschirmoberfläche wird er demnach wohl nicht verschwinden. Bleibt abzuwarten was die restlichen Bandmitglieder so treiben werden.
Aber nun erst mal zu "Double Album". Eigentlich sollten die Songs auf der hier nun vorliegenden Platte die Seiten C und D auf dem geplanten Doppelalbum sein, das 2021 erscheinen sollte. Die Songs waren bereits fertig, doch wie wir alle wissen, kam es dann doch anders und NOFX veröffentlichten zunächst "Single Album" als ihr vierzehntes Studioalbum und schoben den Rest der Songs, also die zweite Hälfte des Doppelalbums, auf die lange Bank. Zu hoch war wohl die Diskrepanz zwischen den einzelnen Songs.
Waren die Songs auf Single Album" in der Mehrzahl gezeichnet von einer düsteren und ernsten Stimmung und hoben sich in ihrer Machart zum Teil sehr vom bisherigen NOFX Sound ab, läuft hier alles wieder nach den gewohnten Schemata ab. Das Tempo ist dabei wie gewohnt im mittleren bis hohen Bereich und die Bassläufe mal wieder sehr, sehr prägnant, herausragend und cool. Zudem ist man hier auch nicht mehr so bierernst wie beim Vorgänger und blödelt schon mal etwas rum. Da hätten wir zum Beispiel Don`t Count On Me, der zunächst wie eine typische NOFX-Nummer im Melodic-Punk-Stil beginnt. Dann, nach wenigen Minuten, endet er offensichtlich, um sofort im Ska-Gewand wieder aufzuerstehen, um dann noch schnell eine Strophe nachzuliefern. Dann transformiert sich das Lied unter gleichbleibenden Klängen zum nächsten Titel und ist somit schon die größte Überraschung auf diesem Album. Mehr "Jacks in the Boxes" lassen sich genauso wenig finden wie krasse Ausreißer nach unten.
In den Texten lässt Mike, wie wir es von ihm gewöhnt sind, an vielen Stellen die Hosen runter, so geht er in My Favorite Enemy mal wieder mit sich ins Gericht. Widmet einen anderthalb Minuten langen Song seiner Domina, die ihn dabei half, seinen inneren Schweinehund in den Griff zu bekommen, als er an seinem Musical arbeitete (Johanna Constant Teen). Zudem ist ein Lied für ihren Booker bei Destiny Tourbooking, David Pollack, der sie seit 30 Jahren begleitet (Alcopollack) auf dem Album. Natürlich darf auch das Thema Drogen nicht fehlen, so geht es in Fuck Day Six um den Opiat-Entzug und im nachdenklichen Rausschmeißer Gone With The Heroined um das Resultat von Heroinabhängigkeit. Punk Rock Cliché, den er mit BLINK 182 Ersatzsänger Matt Skiba geschrieben hat, wurde von BLINK 182 als Kuckuckskind angesehen und verstoßen und somit hier verwurstet. Am meisten kommt sein Talent als hervorragender Texter, vielleicht einer der letzten großen im Punkrock, aber meiner Meinung nach in den Texten von Is It Too Soon If Time Is Relative? und Darby Crashing Your Party zum Tragen. Ersteren schrieb er für Steven Hawking in der Hoffnung, dass dieser sich darüber amüsiert, aber leider verstarb der Physiker, bevor dies geschehen konnte. Bei letztgenannten wird nicht nur der Name des verstorbenen GERMS-Sänger, sondern auch so einige andere Namen von Punkrock-Ikonen kunstvoll in den Text hineingeflochten.
Kommen wir zum Schluss: Mit Double Album bekommt jeder NOFX-Fan wieder genau das, was erhofft und erwartet wird. Ich für meinen Teil bin rundum zufrieden. Um meinen persönlichen Hit des Albums ausfindig zu machen, werde ich wohl noch ein paar Durchläufe brauchen, aber diese Durchläufe wird das Album bei mir noch bekommen, so viel ist schon mal sicher.
01. Darby Crashing Your Party
02. My Favorite Enemy
03. Don't Count on Me
04. Johanna Constant Teen
05. Punk Rock Cliché
06. Fuck Day Six
07. Is It Too Soon if Time Is Relative?
08. Alcopollack
09. Three Against Me
10. Gone with the Heroined