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Rampage Zine:
No. 6

Optik, Haptik, Fakten

Pulp - Punk - Poetry. So steht's geschrieben auf dem Cover der 6. Ausgabe von Liz Rampage´s Zine namens "Rampage Zine". Mit 76 durchgehend farbigen Seiten auf relativ dickem A5-Papier und mit noch dickeren Umschlag, hebt sich das RZ von den klassischen DIY-A5er schon mal optisch ab. Dass das Heftchen erstmals digital layoutet wurde, macht sich nicht negativ bemerkbar. Schon vorher hat Liz weniger mit klassisch-wildem DIY-Punk-Fanzine-Zeitungsschnibbel-schwarz-weiß-Klebe-Layoutet gearbeitet, als viel mehr mit einer wirklich schönen, bunten und (halt anders) kreativen Note ihren Stempel auf das Optische gesetzt.

Die Schrift ist vergleichsweise groß, aber keinesfalls zu groß gehalten. So benötigen auch alte weiße Männer wie ich - wie sonst so häufig - keine Spezialbrille. Und genau diese wären eine empfehlenswerte Zielgruppe für das RZ, falls sie bereit sind, sich darauf einzulassen (anstatt beispielsweise seine Zeit damit zu verbringen, sich auf social-media-Plattformen über feministisches/emanzipatorisches Engagement zu belustigen, Nuancen herauszupicken um einen "Gegenangriff" zu starten/rechtfertigen und sich so wunderbar in seinem armseligen Mimimi gegenseitig bestärken. Hach ja, ist das nicht immer wieder aufs Neue ein Träumchen, wenn immer die gleichen privilegierten Menschen behaupten, sie seien ja eigentlich auch auf Seite der um ihre Rechte kämpfenden FLINTA*, aber die Art und Weise wird dann durchgehend thematisiert und nicht ein einziges Mal die Missstände selber? Ausgerechnet von Menschen aus der Gruppe derer, aus denen die Probleme entstehen und manifestiert werden. Aber Mann will ja auch nicht schräg von der Seite seiner Kumpels angesehen werden und was gibt es schöneres als ein Schulterklopfen nach einem beschissenen Spruch? Ich schweife ab...).

Die eine oder andere Seite geht komplett für kurze Zitate in großen Buchstaben drauf. Was andere vielleicht als verschwenderisch bezeichnen würden, ist in meinen Augen ein cooles Stilmittel, welches sich sehr schön in das Gesamtbild integriert. Dass man am Ende in Vergleich zu anderen Zines in der Größenordnung etwas schneller durch ist, empfinde ich ganz persönlich ebenfalls als eher angenehm. Denn oft sind mir Fanzines generell zu umfangreich, so dass ich nur selten (fast) alles lese. Ist hier anders, so dass ich mich ausnahmsweise berufen fühle, eine Zine-Rezi zu verfassen. :)

Inhaltliches

Der Untertitel gibt bereits die Richtung vor. Mit der Mixtape-Playlist mit Liz' vermutlichen Lieblingssongs aus 2022 starten wir in ein wie gewohnt sehr feministisch gehaltenes Gesamtwerk. Zahlreiche Gast-Autor*innen und Künstler*innen ergänzen Liz' eigene Gedanken mit Kurzgeschichten, Gedichten, Fotografien und anderen künstlerischen Beiträgen und informativen Texten und Projekt-Vorstellungen.

Die drei im Zine befindlichen Interviews mit Rotten Mind (kurzes Interview in Englisch), Anny Wydra (Künstlerin & Singer-Songwriterin aus Hamburg) und Baits (Fuzzpop-Beach-Grunge) sind kurzweilig, nicht zu lang und informativ. In der Rubrik "Trend Setting" wird ein Stück ironisch, sicher aber auch ein Stück ernsthaft, vor allem aber witzig die Reaktivierung längst vergessener "Dinge" herbei gewünscht. Im "Plädoyer für die eigene Kreativität"-Text wird Mut gemacht, die Schamgrenze zu überwinden. Eigentlich ein Urgedanke des (DIY-)Punk, der leider viel zu oft an Grenzen stößt.

Die Flint*tones, ein queerfeministisches Kollektiv und "Fight like a Grrrl Booking" (beide aus Leipzig) stellen sich und ihr Engagement vor. In "Leichte Turnübungen" wird eine "kleine Geschichte des Frauensports" zu Papier gebracht, welche erschreckend vor Augen hält, dass selbst bis heute häufig Männer über den Frauensport und damit ihre Protagonistinnen in teils herabwürdigender Weise bestimmen. Auch wenn die dargelegten Beispiele vergangener Tage natürlich noch um einiges krasser sind, so zeigt alleine die Tatsache, dass 2021 das Team der norwegischen Beachhandballerinnen zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, weil sie in einem EM-Spiel längere Radlerhosen, anstatt der vorgeschriebenen Bikini-Slips trugen, dass der Kampf noch lange nicht am Ende ist. Und in Hinblick auf unsere noch immer sehr patriarchale Gesellschaft - auch im hochgerühmten "Westen" - vermutlich noch lange nicht sein wird.

Ich nehme mal wieder so einiges zum reflektieren mit und danke herzlich für all die Denkanstöße. Bitte mehr solcher Zines! Das "Plädoyer für die eigene Kreativität" könnte dazu die Motivationsfördernde und ermutigende Initialzündung darstellen.

maks 12/2022
Rampage Zine - No. 6

Stil: Punk, Poetry, Fanzine, Kunst
VÖ: 12/2022, Fanzine



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