Bei der 50. Bierschinken-Podcast-Folge konnte Feedback von den Hörern abgegeben werden, die Kollegen vom Dreck unter den Nägeln Podcast schickten Grüße und hatten einiges Nettes zu sagen, bemängelten aber, dass sich im BS-Podcast zu wenig Oi! wiederfinden würde. Wie gut, dass jetzt die neue Scheibe der Streetpunk-Band HARBOUR REBELS aus Hamburg eingetroffen ist, diese bearbeite ich zwar nicht im Podcast, dafür haue ich zumindest ein paar Zeilen in die Tasten, vielleicht kann ich die Kollegen ja auch so besänftigen.
Hatte sich die Band auf ihrem letzten Tonträger ganz im Texten auf Deutsch versucht, nachdem zuvor immer auf Englisch gesungen wurde, startet "Rebels are back" zwar mit einem Song, der einen spanischen Titel hat, führt einen aber dadurch kurz auf die falsche Fährte, da das Stück ein rein instrumentales Intro ist. Das ist so weit auch erst mal gut so, da sich Intros sehr gut für den Anfang eignen. Danach geht es, wie vom letzten Album gewöhnt, deutschsprachig weiter. Im Verlauf des Albums finden sich allerdings auch wieder englischsprachige Songs, genauer gesagt die ganze Seite B, bei dem Sängerin Jule ihren deutschen Akzent immer noch nicht verstecken kann, jedoch in einer Ausprägung, die durchaus zu verschmerzen ist und somit nicht besonders ins Gewicht fällt. Das Tempo ist bei allen Songs wie bisher auch eher mittelschnell, mal aufgelockert durch etwas Offbeat (1312, Beach, Beer & Sun). Handwerklich gibt es bei der Rhythmusfraktion nichts zu bemängeln. Für mich könnte der Sound ruhig etwas rauer und dreckiger und das Tempo etwas höher sein, ist aber nur mein eigenes subjektives Empfinden und Belieben.
In ihren Texten holen die Hafenrebellen zum großen Rundumschlag aus, da geht es musikalisch Nazis, Schwurbler:innen, Coronaleugner:innen, Polizist:innen und Mackern an die Gurgel und auch sonst ist man nah am aktuellen gesellschaftlichen Geschehen. Das zeigt auch ein Song wie "Grrrls on Stage", der das momentan allgegenwärtige Thema um die Sichtbarkeit von Frauen innerhalb der Punk- und Musikszene aufgreift. Das freut mich insofern, da ich solch klare politische Statement und Themen in Texten manch anderer Streetpunk- und Oi!-Band vermisse. Oftmals herrscht dort nämlich eine gefühlt seit Jahrzehnten vorherrschende Themenzentriertheit, die selten über Stiefel, Stolz, Gewalt, Suff und Trueness hinaus geht. Nicht dass man hier nicht auch über das Punk und Skin sein und bleiben singt (Geilste Zeit), ganz ohne geht es anscheinend auch hier nicht, muss es jedoch auch nicht!
Schön, dass es auch noch Bands wie die HARBOUR REBELS gibt, die beweisen, dass es auch noch anders geht. Doppelt schön, wenn sie es auch noch so wohlklingend hinbekommen!
01. Rebeldes del Puerto
02. Rebels are Back
03. Die Masken sind gefallen
04. Raus aus dem Dreck
05. Geilste Zeit
06. 1312
07. Gib nicht auf (Version 2022)
08. Back on Track
09. Liar
10. Grrrls on Stage
11. Beach, Beer & Sun
12. Here to Stay