Was die Leute bei CD-Kritiken ja am meisten lieben, ist, wenn der Rezensent erst mal irgendwelches belangloses Zeug über sich selber erzählt. Wie bei Rezepten in Kochblogs. In meinem Fall ist es der spaßige Fakt, dass ich erst mal geguckt habe, ob es den Sampler auch irgendwo online zum hören gibt (nein) und dann überlegen musste, wie ich die CD jetzt überhaupt anhören kann. Die Lösung war ein altes USB-DVD-Laufwerk, das hier noch herumfliegt. Wie in einem schlechten Film blase ich eine Staubwolke vom Gerät, bekomme infolgedessen geschwollene Augen aufgrund meiner Hausstauballergie, kann aber ENDLICH die grandiose Egon Forever! HIT ATTACKE via Laserstrahl, Halbleitertechnik und magnetischen Schwingungen von der CD in meine Ohren bringen.

So, nachdem die Leser:innen nun wissen, wie ich es im Jahr 2023 noch geschafft habe, eine CD abzuspielen, können wir ja auf den Inhalt eingehen. Beim ersten Durchhören wirkt die Zusammenstellung arg willkürlich, ohne roten Faden, geradezu chaotisch. Gibt man der Scheibe aber noch ein paar weitere Umdrehungen (einmal Durchhören entspricht übrigens ungefähr 25000 Rotationen der CD), stellt man irgendwann fest: Die Songs passen stilistisch zwar nicht wirklich zueinander, aber sie sind alle irgendwie interessant. Nahezu cool. Einige bleiben sogar im Ohr. Und alle sind sie GEMA-frei!

Zusammengestellt von André Lux, Hans Dampf in allen Gassen, ein wahrer Tausendsassa. Neben seinen Strichmännchencomics und der eigenen Musikerkarriere hat er auch sein Label wieder aus der Inaktivität geholt und in That Lux Good Entertainment umbenannt, vermutlich aus steuerrechtlichen Gründen. Und hat einen Sampler zusammengestellt, der der 2019er Ausgabe, dem Egon Forever! HIT TSUNAMI in nichts nachstehen soll. Zu kaufen gibts das Teil übrigens nur im EF-Etsyshop und es ist streng limitiert, also schlagt schnell zu!

Aufgrund der Szene-Sozialisation des Herausgebers liegt der Fokus natürlich irgendwie schon auf Gitarrenmukke, teils vollelektrisch, teils akustisch, aber auch verschiedenste andere Genres werden erkundet. Beispielsweise eröffnet der Sampler mit einer schmissigen Rock-Nummer, bevor Track 2 mit Elektrobeats zum Tanzen einlädt. Danach allerdings geht es in die Klassik, bevor mit Track 4 ein erstes Highlight auftaucht (ohne dass ich jetzt sagen will, dass einer der vorangegangenen Tracks schlecht wäre): Spedition Kraus und Sohn mit dem Lied "City Roller" bescheren mir tagelange Ohrwürmer.

Der Strauß an Melodien bleibt bunt, hervorheben möchte ich weiterhin das unangenehm glattgebügelt, nahezu sondaschulig produzierte "Geile Leude" von den Daniels, Katharina und die Bockenheim Prolls allein schon wegen des Bandnamens (Honorary Mention in dieser Kategorie: Blörb der Bär) und den meiner Meinung nach größten Hit auf der Scheibe: "Kneipenhitler" von "Granulat", vorher noch nie gehört, von dieser Band. Allein dafür lohnt sich die Darreichungsform "Sampler" doch auch im Jahr 2023 noch!

Aber auch Fans von Funk-Rock (Track 8), Metalcore (Track 9), Akkordeon-Folk (Track 18) und Indie-Rap (Track 17) kommen auf ihre Kosten. Ein wahres Potpourri aus Hits Hits Hits!

Die beste Zeile der Platte stammt aus dem Lied von Chris der Berg (Track 14): "Mach es wie die Sonnenuhr, halt einfach mal dein Maul." - das mach ich jetzt auch. Schüss!