Nicht eingeloggt - Login [Registrieren]
Login X

Passwort vergessen?
Alternative Fakten:
Fliesentisch

Deutschpunk ist in vielen Fällen Musik die maximal viel Spaß bei Umsetzung und Konsum machen soll, aber leider häufig das komplette Gegenteil erzeugt. In der eigenen Vita, zumindest in meiner, ist klassischer Deutschpunk leider bis auf ein paar Ausnahmen nicht mehr als eine Einstiegsdroge für das übergeordnete Genre Punkrock geblieben. Da will ich gar nicht erst beim unterschiedlichen Humorverständnis der meisten Bands zu meinem eigenen anfangen, denn weiter auseinander könnte das kaum liegen. Hinzu kommt die Tatsache, dass man sich aus allen Akkordabfolgen die einem so als Songschreiber zur Verfügung stehen, häufig die allerblödesten und abgeschmacktesten raussucht. In der eigenen Darstellung und Mentalität hat Selbstironie meist sehr wenig Platz und es wird sich auf plakative und häufig völlig selbstverständliche, „gesellschaftskritische" Attribute versteift, nämlich szenetypische Konsensware: Gegen Nazis, für saufen, gegen Regeln und gegen Stillstand, dabei ist man selbst nicht sonderlich progressiv, reproduziert Boomergeschwätz und manches ist einem dann doch echt ein bisschen zu radikal, vor allem wenn man den eigenen Spaß bedroht sieht. Dabei hat man immer eine ganz besondere Trumpfkarte in der Hand: Man hat ganz genau und schon seit vielen Jahren zu einhundert Prozent verstanden, was Punk ist! Enorm wichtig ist das ständige Erwähnen des eigenen Bierkonsums. Man ist ja ein richtiger Mann und Männer trinken nunmal gerne Bier und werden dir immer ungefragt sagen welches unter die Kategorie „Plörre“ fällt.
Eine Deutschpunkband besteht erstaunlich oft aus der selben Menschenrezeptur: Ein richtiger Iro-Punk, ein Metal-Typ der sein Instrument viel zu gut beherrscht (dies aber unter Androhung von Strafe niemals zeigen darf), ein Normalo der heimlich FDP wählt oder zumindest schon mal drüber nachgedacht hat und ein Wagenburg-Hippie der bei der Impfdebatte kein besonders cooles Bild abgab. Lieblingsbands aller Beteiligten sind Ärzte, Slime, irgendwas Neues (also andere Deutschpunkbands die sich ab 2005 gegründet haben), Onkelz (insgeheim und nur die Lieder wo sie keine Nazis mehr waren) und Metallica.
Diese Riege hat sich so zusammengefunden weil die Auswahl im Dorf oder Stadtteil einfach nicht mehr hergab. Fürchterlich unangenehm das alles. Nochmal kurz zurück zum Sound: Warum Deutschpunkbands auch im 21 Jahrhundert noch nicht verstanden haben, dass Ska-Parts weder lustig, noch unterhaltsam sind, ist mir ein völliges Rätsel. Immerhin haben die ganzen fragwürdigen und ausladenden Nix-Gut-Bands der späten 2000er dafür gesorgt, dass man sich bei der Produktion mittlerweile richtig Mühe gibt und auch die Instrumente halbwegs anständig bedient werden. Für den Metal-Typ in der Band stellt das kein großes Hindernis dar, die anderen müssen aber sicherlich ganz schön buckeln und der Sänger die angepisste Grölstimme so rauspressen, dass man ihm seine Haltung zu diversen Themen auch zu voller Gänze abkauft. Gottseidank ist die Aufnahmetechnik mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man mit dem Kompressor alles richtig schön aufpolieren und glattbügeln kann, dann ballerts richtig und Deutschpunk braucht ja bekanntermaßen so eine richtig fette Produktion.
Diese Mischung aus altbackenem Humor (RTL II TV-Assis und Saufen. LOL.) und uninspirierter Musik macht noch weniger Spaß als in Facebook-Kommentarspalten mit Alt-Punks übers Gendern oder die Anzahl an Männerbands auf Festivals zu diskutieren.

Lux 04/2023
Hörprobe:
Bitte hier klicken, um diese Einbettung von Youtube zu aktivieren.Mehr Infos, wie wir mit Einbettungen von externen Anbietern umgehen, hier.
Alternative Fakten - Fliesentisch

Stil: Deutschpunk
VÖ: 2022, LP, Abbruch Records


Tracklist:

01. Punzenbonk
02. PC
03. Fliesentisch
04. Der Graben
05. Displaylicht
06. Das Gras der anderen Seite
07. Pasta Basta
08. Meine Tasse Bier
09. Gerede
10. Angelogen
11. Der Chef
12. Lange Weile
13. Lebenslauf
14. Schachbrett
15. Jede Jeck is anders
16. Highraten




Kommentar eintragen:

Katrin

26.04.2023 18:03
Wieso jemand der Deutschpunk höchstens als Einstiegsdroge akzeptieren kann und dann noch versucht die ganze Musikrichtung damit irgendwie durch den Kakao zu ziehen, erschließt sich mir überhaupt nicht, halte ich hier auch für insgesamt fehl am Platz.

Kann nur dazu beitragen dass ich diese Meinung nicht teilen kann. Klar nicht jeder Song ist ein Volltreffer, aber im großen und ganzen gefällt mir das Album gut. Ich bin aber, um das zu zitieren, auch mit diesen 'ganzen fragwürdigen und ausladenden Nix-Gut-Bands der späten 2000er' gestartet, also was weiß ich schon.
Pineapple Paul
(Pineapple Paul)
26.04.2023 18:20
Hab mich gefragt wann es nach der unterhaltsamen Einleitung mal mit der Rezension losgeht. Mir wäre das ja echt zu blöd, was zu schrieben zu ner Band wo mir nicht gefällt. Naja, alle verschwenden ihre Zeit ganz nach persönlichem Geschmack. Hätte gerne direktere Bezüge zu den Inhalten gelesen, so bleibt alles sehr diffus.
Benta
(Benta)
26.04.2023 18:27
das hat mal wieder spaß gemacht zu lesen, danke!
Barne

26.04.2023 18:41
Das mag n schlechtes Werk sein, ich kenn es nicht, aber diese Besprechung ist leider nicht mal das was sie vorgibt zu sein, wie so oft nur Meinungen anstelle von Beschreibungen, Recherchen, Tatsachen, könnt ihr besser, hoffe ich zumindest, dennoch weiter machen 😀
Coco
(Coco)
26.04.2023 18:48
Ich liebe es, meine Zeit mit solch unterhaltsamen "Rezensionen" zu verschwenden.
Peter
(Peter)
26.04.2023 19:11
GaLiGrü und ganz viel Liebe für diese 1A Rezi, verehrter Lux. Vielleicht jetzt schon Rezi des Jahres.
kraVal
(kraVal)
26.04.2023 21:18
schließe mich uneingeschränkt benta, coco und peter an. brilliant!
Thruntilldeath
(Thruntilldeath)
27.04.2023 08:59
Musik gehört abgeschafft.
Schlossi
(Schlossi)
27.04.2023 09:09
Danke Lux für diese absolut zutreffende Analyse, ich weiß ganz genau, wie die Platte klingt.
Tobi

27.04.2023 09:17
Sehr unterhaltsame Besprechung. Trifft aber auf die Band nicht zu. Die Kassette "Fliesentisch" finde ich trotz Ska-Parts geil. Hat definitiv Sichelzecken-Vibes, lieber Lux.
Stego

27.04.2023 10:24
Also so ne beschissene kryptische Allerweltsrezension die noch nicht mal auf die Pladde eingeht ,sondern nur auf subjektiven Allgemeinplätzen rumlungert, hab ich so schlecht wirklich noch nie gelesen. Sorry Bierschinken, darauf erstmal nen Korn. Rülps.
Matt Greasejar
(Matt Greasejar)
27.04.2023 13:33
Wer dieses Review nicht liebt, hat noch weniger Humor als ich und ist damit echt an einem Punk(t) angelangt, über den er/sie mal nachdenken sollte.
klausi

27.04.2023 14:07
ob datt so nottut? jedenfalls erzeugt das in mir die notwendigkeit, mal rein zu hören... ;-)

Horace
(Horace)
27.04.2023 15:29
Bechreibungen?
RECHERCHEN??
TATSACHEN???!!11

Fö, das stand nicht im Vertrag!
Schlossi
(Schlossi)
27.04.2023 15:56
Aber das ist doch eine 1a "Undercover in der Deutschpunk Szene" Recherche. Günter Wallraff hätte es nicht besser machen können.
verSemmelt
(verSemmelt)
27.04.2023 16:26
Hab durch die schöne Rezi sogar mal quergehört und hab diesen Metal-Typen auf jeden Fall rausgehört. Außerdem kommt die Band für meinen Geschmack sehr gut weg.
poly
(poly)
01.05.2023 17:14
Wieder Lebenszeit gespart,

Kommentar eintragen - Anmerkung, Kritik, Ergänzung

Name:

e-Mail:

Kommentar:
Deine Eingaben werden bis auf Widerruf gespeichert und für Nutzer der Seite sichtbar.
Die Angabe der Email-Adresse ist freiwillig und sie bleibt nur sichtbar für eingeloggte Nutzer.
Weitere Infos in unserer Datenschutzerklärung.
part of bierschinken.net
Impressum | Datenschutz