HELEM ist eine Band aus Tel Aviv/Jaffa, Israel. Ihr Name bedeutet auf Hebräisch so viel wie Schock, ebenfalls wird das Wort benutzt, um einen Zustand zu beschreiben, in dem nichts so wie es soll funktioniert. Außerdem ist es eine Stadt in Polen, in der es mal eine große jüdische Community gab, von der nach dem Holocaust nur noch wenige Hundert übrig geblieben waren.
Auf Tour in Deutschland waren sie vor einiger Zeit mit ZSK und trotz dieses Umstands und des Fakts, dass die israelische Punk-Szene sehr klein und größtenteils in Tel Aviv beheimatet ist und daher leicht zu überblicken ist, ist die Band mir bisher nie aufgefallen. Dies haben sie nun mit ihrem ersten Album "Black Sheep" geändert, das rein äußerlich dank des coolen gezeichneten Covers schon einmal ein Hingucker ist. HELEM spielen knallenden und ziemlich flotten Punkrock / Skatepunk / Hardcore-Punk, gesungen wird auf Hebräisch. Da dies ja hier die meisten Menschen nicht verstehen werden, sind die Texte zum besseren Verständnis auch noch mal auf Englisch abgedruckt worden. In den Texten der Songs geht es natürlich viel um das alltägliche Leben in Israel inklusive dem Gaza-Konflikt und der Situation im Land, die von politischen wie religiösen Extremen geprägt wird. Da geht es u.a. darum, wie ist, wenn man in Tel Aviv sitzt und Hummus isst, während wenige Kilometer weiter Menschen im "Ghetto" [sic] leben, es geht um die Polizei, die auch im Nahen Osten gehasst wird, um falsche Propheten, neue Nazis und darum, dass linksgerichtete Menschen einen Schulterschluss vollziehen und zusammen halten sollten.
Ich wage mich nicht so weit aus dem Fenster zu lehnen, hier groß Stellung zu beziehen, dafür bin ich viel zu wenig informiert und im Thema, als das mein Blick von außen auf den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern irgendwie objektiv sein könnte. Zudem habe ich viel zu viel Angst, mich mit einer unqualifizierten Aussage in die Nesseln zu setzten, auch weil ich mir nicht anmaßen möchte, darüber zu urteilen wie es ist, als Punk und/oder Linker in Israel zu leben. Allerdings finde ein paar der Aussagen des Sängers in diesem Interview durchaus fragwürdig bis für mich untragbar zum Beispiel wenn er sagt, das die Band die Organisation BDS unterstützt und von Apartheid und Faschismus in Israel spricht. Man muss jedoch dazu sagen, dass einige der Aussagen in diesem Interview widersprüchlich sind und beim Lesen der Eindruck entsteht, das hier eine schlechte Übersetzung Mitschuld an den Widersprüchen haben könnte. Dünn wird das Eis zudem, wenn im Song Can't Compare ein Vergleich von aktuellen Geschehnissen mit dem Holocaust gerechtfertigt wird.
Alle Songs haben ein durchweg hohes Tempo, was mir gut gefällt, womit ich jedoch überhaupt nicht warm werde ist die gniedelige Gitarre und die zahlreichen Breaks, die die Songs zum Teil sehr hakelig machen. Was für andere Hörer:innen vielleicht gerade den Reiz an dem Sound von HELEM ausmacht, ist für mich die Hölle. Um mich hier wohlzufühlen, fehlt mir einfach die auditive Feinmotorik! Das heißt, fast jeder Song läuft mir solange gut rein, bis der Gitarrist es in meinen Augen wieder übertreibt und sein Instrument zu viel malträtiert und quietschen lässt. Zum Glück passiert dies nicht vollumfänglich bei jedem Song.
Beim Song Work Together wurde sich Roddy Moreno von der linken englischen Oi! Band THE OPPRESSED als Unterstützung geholt. Aber fragt mich jetzt bitte nicht, wie es zu diesem Feature gekommen ist.
Anspieltipp: Europa : Europa
01. We're Here
02. Europa : Europa
03. Black Sheep (ft. Erez Shmida)
04. False Prophet Of The Middle East
05. A.C.A.B
06. Another Day
07. Work Together (ft. Roddy Moreno)
08. Live Fast X Die Wasted
09. Can't Compare
10. Me & You
11. Can't. Won't.
12. Fascist 2.0