Okay. Auf ihrem letztes Jahr erschienenen sehr guten Digitalrelease „Meinten Sie Katapult?“ haben KAPA TULT offensichtlich erstmal das kleine Besteck ausgepackt und einen kurzen Einblick in ihr musikalisches Können offeriert. Umso heißer ersehnt habe ich diese Platte und die startet auch direkt mit zwei Knallern. „Straßenbahn“, mit Huey Lewis and the News-Synthie Vibes, beginnt als nette Kennenlerngeschichte und endet mit einer sehr klaren Ansage. „BitteBitteBitte“, ein Song über Menschen, bei denen auf dem Weg die Karriereleiter hoch, die Work-Life-Balance zugunsten von Work flöten gegangen ist, startet mit relaxtem Groove und steigert sich zum großen Finale mit souligen Chören. KAPA TULT besingen die kleinen und großen Dramen des Alltags, es geht um den Druck, den soziale Medien auf Menschen ausüben können, um nervige Lover, die einen als Problemmülleimer nutzen, um Oralsex und um Kaffee und was Süßes. Die Vortragsweise ist salopp, cool, unaufgeregt, wie ein gutes Gespräch in der WG-Küche beim sonntäglichen Nudeln kochen. Irgendwie nebenbei, aber inhaltlich gehaltvoller, als die meisten pseudo-deepen, mittelschwer angetrunkenen Unterhaltungen, nachts um drei an irgendeiner Kneipentheke. Abwechslungsreichtum und Vielseitigkeit werden hier groß geschrieben und ich denke mir die ganze Zeit „wenn die das machen, sieht es immer so einfach aus.“ Die Band wechselt gekonnt zwischen hymnischen Mitsing-Refrains, entspannten Gitarrenriffs, funky Basslines, euphorischen Orgelklängen und schrammeligem Indie-Punk, ohne dass es an irgendeiner Stelle gewollt oder aufgesetzt wirkt. Ein wirklich tolles Album von dem ich will, das es kein Ende nimmt.