"Gefälliger, aufgesetzter Emo-Deutschpunk für Neuntklässler*innen und Menschen denen Turbostaat zu vertrackt sind." - Hätte ich jetzt schreiben können um dem Bierschinken mal wieder ein bisschen Traffic zu verpassen, denn offenbar gehen die Leute eher in Interaktion mit einem Online-Fanzine wenn man so richtig fest draufhaut auf die lieben Punkrockbands.
Nein, nein, bei FRACHTER aus Weimar nehme ich das Fazit direkt vorweg: Das ist eine wirklich tolle Band und es wundert mich gewaltig, dass dieses Album schon so lange im Rezensionskorb verweilt.
Beim ersten Durchlauf war ich noch am Hirnen, an was mich Songwriting und Gesangsfarbe erinnern und da kam es mir: Vor ein paar Jahren tauchte eine Band namens OH HENRY auf der Landkarte der deutschsprachigen Punkrockbands auf und FRACHTER sind diesen wirklich nicht unähnlich, wenn auch ein kleines bisschen gefühliger und weniger rockig. Wobei, rocken tut's schon ziemlich aber jetzt nicht baurig sondern eher melancholisch, jugendlich und manchmal sogar ein kleines bisschen düster. Ein bisschen TURBOSTAAT ohne kryptisches Gefrickel und Rachut-Momente, MUFF POTTER ohne Ego und Alkohol und vom Gefühl her würde ich sie am ehesten mit FLUPPE und MAFFAI auf Tour schicken.
Beim nochmaligen Hören fällt mir auch auf, dass nun vielleicht genau der richtige Zeitpunkt ist, Bad Sterben zu besprechen, denn das ist schon alles eher Herbst als Frühling und Hochsommer. Wenn ihr also einen Soundtrack braucht um mit dem Fahrrad durch Pfützen zu fahren oder rauchend auf einer Parkbank zu frösteln, ist das FRACHTER-Album Bad Sterben genau die richtige Wahl.
01. Eigenheim
02. Homo Faber
03. Schnauzbart
04. Atacama
05. Graf Zahl
06. Zylinder
07. Keine Szene Machen
08. Buha (Vorglühen)
09. But Sterben
10. Sicher Sein
11. Jugendknast